Durchblick im Park: Dem Görli geht ein Licht auf
Der Görlitzer Park in Kreuzberg wird nun auch in den Nachtstunden beleuchtet - damit sich Passanten beim Durchqueren sicherer fühlen. Ob es auch sicherer ist, muss sich erweisen
An diesem Samstagnachmittag ist es im Görlitzer Park alles andere als heimelig, und das liegt nicht nur am Dauerregen. Während vor seinen Toren die Straßenlampen munter gegen die einfallende Dämmerung anleuchten, ist es auf dem Gelände ziemlich duster. Da zuckt man ordentlich zusammen, wenn aus den Baumgruppen plötzlich ein "Hallo" geraunt wird, "Hallo, du". Zu gut sind die Gruppen von Männern mit dicken Kapuzenjacken in der Dunkelheit getarnt. Bis exakt um 16.04 Uhr das Licht angeht.
Seit August arbeitet man im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg daran, den Park durch die Sanierung von Wegen, vor allem aber mithilfe einer Dauerbeleuchtung sicherer zu machen. 15 Laternen hat man dazu zunächst auf dem Längsweg vom Rondell bis zur Brücke am Görlitzer Ufer aufgestellt; in der vergangenen Woche kamen weitere sieben Lampen an der Querung zwischen Glogauer Straße und Falckensteinstraße hinzu. Insgesamt investierte der Senat rund 300.000 Euro. Denn das ist der Clou am neuen Lichtkonzept: Die Lampen gelten als Teil der öffentlichen Beleuchtung und müssen daher vom Land unterhalten werden. So kann man es sich leisten, sie die ganze Nacht brennen zu lassen, statt sie - wie in anderen Parks üblich - irgendwann abzustellen.
"Es war der Wunsch der Bevölkerung, dass der Görlitzer Park auch nach 22 Uhr noch beleuchtet wird", sagt Hans Panhoff, grüner Baustadtrat in Friedrichshain-Kreuzberg. Aus seinem Grünanlagen-Topf habe der Bezirk das nicht bezahlen können. Schließlich kämen trotz des Einsatzes von Energiesparlampen ein paar tausend Euro im Jahr zusammen, wenn etwa 30 Lampen die Nacht über brennen würden. Auch an der Querung zwischen Lübbener und Wiener Straße sollen bald Laternen stehen.
"Wir sind froh, dass wir gemeinsam mit dem Senat diese Lösung gefunden haben, um den Görlitzer Park auch nachts wieder sicherer zu machen", meint Panhoff. Auch Matthias Gille, Sprecher der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung, glaubt, dass man sich in einem erleuchteten Park zumindest sicherer fühle. "Bislang wirkt der langgezogene Park nachts wie eine Trennlinie", meint er. Viele liefen lieber außen herum, statt sich die paar Meter durch den dunklen Görli zu wagen. "Wir wollen diese Grenze aufheben." Falls das gelänge, könnten auch andere Grünanlagen demnächst mit nächtlicher Beleuchtung ausgestattet werden. Jedoch gehe es wirklich nur darum, den Weg durch den Park zu erleichtern. Auf Flutlicht für nächtliche Grillpartys wird man demnach auch in Zukunft verzichten müssen.
Anna Lisa heißt die junge Frau, die tief unter ihren Regenschirm geduckt gerade auf den Längsweg einbiegt. "Im Dunkeln gehe ich hier eigentlich nicht einmal zu zweit lang", meint sie. Doch mit den Lampen fühle sie sich wirklich sicherer. Sie die ganze Nacht über brennen zu lassen, hält sie allerdings für Energieverschwendung. "Ab zwei Uhr könnte auch Schluss sein."
Dass gerade die Tiere im Park ein paar Stunden Dunkelheit vertragen könnten, findet Andreas Teuchert. Er gehört zur Anwohnerinitiative Kiezwandler, die sich seit einiger Zeit um die Belange des Parks kümmern. "Aus meiner Sicht ist es zudem nicht nötig, den Längsweg zu beleuchten - man muss ja nicht nachts im Park spazieren gehen können", sagt er. Generell findet er aber die Idee, das Gelände auch zu später Stunde wieder querbar zu machen, sehr gut.
Die Erwartungen, die in die Laternen gesetzt werden, sind offensichtlich hoch. An diesem frühen Samstagabend sorgen sie zumindest dafür, dass die finsteren Gestalten besser erkennbar sind. Vertreiben lassen sie sich davon allerdings nicht. Ob also die subjektive Sicherheit der real existierenden entspricht, ist offen. Der Polizei die Arbeit abnehmen können ein paar Lampen definitiv nicht.
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