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Dumpfe Rache

■ Drohbrief an Polizeizeugen Chrobok

Die Mauer des Schweigens schlägt zurück: Gestern vermeldete die Polizeipressestelle, daß wegen eines an den Polizeiskandal-Kronzeugen Uwe Chrobok gerichteten Drohbriefs ermittelt wird. „Ein Abschiedsgeschenk, Uwe Chrobok, Wie gehts Deiner Familie, Halt dein Maul“, liest sich die dumpfe Rache im Wortlaut.

Chrobok ist der einzige Polizist, der im Rahmen des Polizeiskandals gegen seine Kollegen ausgesagt hat. Im ersten Polizeiprozeß nach Innensenator Hackmanns Rücktritt trat Chrobok als Belastungszeuge auf. Das Gericht verurteilte den Polizisten Joachim L. zu 9000 Mark Geldstrafe wegen Körperverletzung im Amt, weil er einen Schwarzen mit Desinfektionsspray mißhandelt hatte.

Außerdem berichtete Chrobok von Scheinhinrichtungen, mit denen einige seiner Kollegen geprahlt hatten. Mangels direkter Tatzeugen konnte dieser Vorwurf bisher nicht erhärtet werden. Chrobok hatte erst kürzlich beklagt, daß er von der Polizeiführung keine Unterstützung bekommt. Daß seine Kollegen ihn unter Druck setzen, ihn bestenfalls meiden und schlimmstenfalls bedrohen, ist bereits länger bekannt.

Der nun gefundene Drohbrief wurde zum Erstaunen der Ermittler jedoch beim falschen Polizisten hinterlegt. Ein Polizeianwärter fand am vergangenen Montag das Türschloß seines VW-Golf verklebt und den Brief hinter die Windschutzscheibe geklemmt. Ungeklärt ist bisher, „warum sich die Tat gegen das Fahrzeug des Polizeianwärters richtete, zumal der Beamte Chrobok keinen VW-Golf besitzt“, wundert sich die Polizei über die offenkundig mangelhaften detektivischen Fähigkeiten der polizeilichen Rachetäter. sim

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