■ Querspalte: Dumm und dümmer
Niemand ist so dumm, daß nicht irgend jemand noch dümmer ist. Nach diesem Motto wurde eine Umfrage erarbeitet, deren Ergebnis uns jetzt zu schaffen macht: Demnach schneidet die Post AG im Preis-Leistungs-Verhältnis besser ab als die BVG. Nämlich mit einer glatten Durchschnittnote von 3,5. Die BVG kommt nur auf eine 4, also „ausreichend“.
Eigentlich keine schlechte Idee, die vergleichende Bürokratenkunde. Für die Evaluierung der größten Nervensägen und Landplagen eröffnen sich weite Felder. Was ist noch schlimmer als die BVG? Telekom, Bewag, Gasag? Ärgern Sie sich mehr über hohe Wasser-, Strom- oder Müllgebühren? Ist der Hundehalter mit dem Zwang zur freilaufenden Reviermarkierung ärger als der Autofahrer mit dem „Ich hup' Euch was“-Aufkleber? Schnauzt die Kassiererin im Supermarkt unfreundlicher als der Schulpförtner? Ist Pest schlimmer als Cholera?
Diese Art von Abwärtsspirale kann sehr amüsant sein. Doch leider dreht sie sich inzwischen auch heftig in der Politik. Die Finanzsenatorin spart Berlin kaputt? Ach was, Schuld hat der ehemalige Finanzsenator, der die Warnsignale übersehen hat. Ach was, schuld ist die Bundesregierung, die den Hahn zudreht. Ach was, die Verantwortung trägt die Globalisierung. Solange der Wettstreit darum geht, jemanden anderes, noch Inkompetenteres zu finden, ist das kein Problem. Schwierig wird es erst, wenn Zahlen ins Spiel kommen. Denn einerseits ist die Skala für miese Performance bei sechs zu Ende. Und andererseits könnte die Benotung der Politik schwere Folgen haben: Bei vielen SenatorInnen nämlich müßte es heißen: Versetzung ausgeschlossen. Und bei all der Rechnerei könnte plötzlich herauskommen, wie viele Nullen im Senat sitzen. Bernhard Pötter
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