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Dulce et decorum est

betr.: „Von allen Menschen befreit“, taz vom 23. 3. 00

Kommentator Urbach beklagt die Verweichlichung der Nato: „Nur keine eigenen Soldaten gefährden, lautete die Devise der Nato im Kosovo-Krieg. Und dafür war fast jedes Mittel recht.“ Er stellt weiter fest, „dass der Schutz des Lebens der Nato-Soldaten nicht alleiniges Kriterium sein kann“. Dem Manne kann geholfen werden.

Es gab einmal eine Zeit, in der die USA noch nicht so verpimpelt waren wie heute. Zwischen 1964 und 1973 führten die USA einen Krieg, der Urbachs zartfühlenden Anforderungen genügen dürfte: 50.000 junge Amerikaner starben auf ziemlich unappetitliche Weise. Meines Wissens hat das den Krieg für die Vietnamesen nicht unbedingt angenehmer gemacht. Nun ist das ja lange her. Aber auch die jüngste Vergangenheit bietet uns, Jahrzehnte nach My Lai, ein Beispiel für einen ritterlichen Kampf, der nicht feige aus der Luft, sondern ohne falsche Rücksicht auf eigene Verluste auf dem Boden geführt wurde. Die russische Armee verzichtet in Tschetschenien ausweislich ihrer katastrophalen Verluste in geradezu vorbildlicher Weise auf die von Urbach beklagten Zimperlichkeiten. Meines Wissens hat das den Krieg für die Tschetschenen nicht unbedingt angenehmer gemacht.

Es ist mir generell nicht einsichtig, inwieweit sich die Lage von Menschen in einem Kriegsgebiet dadurch verbessern soll, dass sie nicht nur von oben Bomben auf den Kopp kriegen, sondern auch noch von nebenan Granaten.

Im letzten Absatz befasst sich Urbach mit der hoch innovativen Frage, „wie man so einen Krieg ohne die Verwüstung des befreiten Landes führt“. Äh. Ich glaube, da ist jeder Versuch einer sachlichen Auseinandersetzung hoffnungslos.

RALF KLEINWORTH, Mannheim

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