■ Duisenberg spricht vor Europaparlament: Zentralbankchef legt kein Rücktrittsdatum fest
Brüssel (dpa/AFP) – Der künftige erste Präsident der Europäischen Zentralbank (EZB), Wim Duisenberg, hat bei einer Anhörung vor dem Europaparlament in Brüssel die Umstände seiner Nominierung beim Euro- Gipfel bedauert. Scharf kritisierte er gestern vor dem Währungsausschuß, daß die Regierungschefs die französische Nationalität seines Nachfolgers festgelegt haben. Dazu sagte Duisenberg: „Das finde ich etwas absurd. Ich bedauere, daß die Nationalitätenfrage so sehr in den Vordergrund gerückt wurde.“ Im EU-Vertrag gebe es zur Ernennung des EZB-Direktoriums keinen Hinweis auf die Nationalität, sondern nur auf die Eignung.
Duisenberg sagte weiter, daß er rein rechtlich die vollen acht Jahre im Amt bleiben könne. Er habe „nie“ gesagt, daß er nur vier oder fünf Jahre im Amt beiben wolle. Es sei aber wahrscheinlich, daß er wegen seines Alters nicht die gesamte Amtszeit ableisten wolle. Der 62jährige Niederländer bestätigte, daß sich Frankreichs Staatschef Chirac bei dem Gipfel bemüht habe, ihn auf einen Rücktrittstermin zu verpflichten, weil er eine Zweiteilung des achtjährigen Mandats zwischen Duisenberg und dem französischen Kandidaten Jean- Claude Trichet verlangte. „Ich habe das entschieden abgelehnt“, sagte Duisenberg. Wie auch schon in seiner Gipfelerklärung versicherte er, daß er mindestens bis zur Einführung der Euro- Scheine und -Münzen an der Spitze der EZB stehen werde. Das wird spätestens am 30. Juni 2002 sein.
Der Gipfelkompromiß war in vielen Mitgliedstaaten der Union und im EU-Parlament heftig kritisiert worden, da der Maastrichter Vertrag keine Aufteilung der EZB-Amtszeit zuläßt.
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