: Düstere Wohnungsmarkt-Prognosen
■ Gutachten: Sozialer Wohnungsbau in Berlin in Gefahr
Der Berliner Wohnungsmarkt wird ohne Neuordnung der Förderungspolitik bis zum Jahr 2000 weiter aus den Fugen geraten. Diese Folgerung ergibt sich aus einem Gutachten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW), das der Verband Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU) gestern vorstellte.
Das DIW schlägt eine Verringerung der Subventionen vor, weil vermutet werde, „daß die Kosten durch die Förderung produziert werden“. Dazu sollen die Sozialmieten im Neubau um ein bis zwei DM je Quadratmeter erhöht werden, begleitet von einer entsprechenden Anhebung der Bestandsmieten im geförderten Bereich. Darüber hinaus sollte eine angemessene jährliche Anpassung an die allgemeine Preissteigerungsrate erfolgen. Damit werde eine Abkopplung der Sozialmieten vom allgemeinen Mietpreisanstieg vermieden, der sich in Berlin verstärken werde.
Zur Versorgung von Haushalten mit besonders niedrigem Einkommen und Gruppen, die am normalen Wohnungsmarkt geringe Chancen haben, hält das DIW den „Neubau von Wohnheimen und Schlichtwohnungen“ für erforderlich. Die Ausdehnung des geförderten Wohnungsbaus auf diese „Interimsquartiere“ sei sinnvoller als die Anmietung provisorischer Unterkünfte im privaten Bereich. Das DIW verweist darauf, daß den 1,78 Millionen privaten Haushalten in Berlin nur rund 1,7 Millionen Wohnungen zur Verfügung stehen. In Westberlin haben derzeit mehr als 28 Prozent aller Haushalte Anspruch auf eine Sozialwohnung, in Ostberlin 49. Die Vorstellungen des DIW decken sich weitgehend mit denen des Senats. Er will in der laufenden Legislaturperiode 16.000 Wohnungen jährlich bauen, das Institut hält 17.000 ab 1994 für notwendig. dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen