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Dünne Beweislage

Übergriffe am 1. Mai: Keiner der sieben Zivilbeamten konnte von Kollegen als Schläger identifiziert werden. Einstellung der Ermittlungen absehbar

Die Ermittlungen im Fall von sieben Zivilbeamten wegen Übergriffen auf unbeteiligte Passanten am 1. Mai gestalten sich mehr als zäh. Justizsprecherin Michaela Blume bestätigte gestern auf Nachfrage, dass die beiden Beamten des Landeskriminalamtes (LKA), die gegen die sieben Zivilbeamten Strafanzeige erstattet hatten, bislang keinen einzigen der Beamten als Täter identifizieren konnten. Auch die Opfer seien immer noch nicht ausfindig gemacht worden.

Die Strafanzeige war von zwei BeamtInnen erstattet worden, die am 1. Mai zur Aufklärung in Kreuzberg waren. Kurz nach Mitternacht sollen die beiden gesehen haben, wie sieben mit Schlagstöcken bewaffnete Zivilbeamte im Bereich Kottbusser Tor ein friedlich am Straßenrand stehendes Pärchen zusammengeschlagen haben. Kurz darauf soll Gruppe noch einen weiteren Mann angegriffen haben.

Die sieben Polizisten, die in der fraglichen Zeit vor Ort waren, sind inzwischen namentlich ermittelt. Dem Vernehmen nach haben sie die Vorwürfe in entsprechenden dienstlichen Erklärungen sämtlichst bestritten.

Nachdem es der Beamtin und dem Beamten des LKA nicht gelungen war, die Täter auf Bildern zu identifizieren, fand am Freitag eine Gegenüberstellung statt. Dabei war sich die als Hauptzeugin geltende Beamtin lediglich bei vier Beamten sicher, diese in der fraglichen Zeit in Kreuzberg gesehen zu haben. Konkrete Taten, wie Schlagen oder Treten, habe die Zeugin den Männern allerdings nicht zuordnen können, sagte Justizsprecherin Blume. Die Angaben seien „so vage“, dass der Staatsanwalt die beiden Zeugen „nachvernehmen“ werde. Nach Informationen der taz ist die Beweislage so dünn, dass mit einer Einstellung des Verfahrens zu rechnen ist, falls keine Wende eintritt. PLUTONIA PLARRE

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