: Drohungen gegen Fuchs
■ Schriftsteller erhält nach Stasi-Enthüllungen Drohungen
Darmstadt (dpa) — Das deutsche PEN-Zentrum hat zu äußerster Sachlichkeit, Fairneß und Gewaltfreiheit beim Umgang mit Stasi- Akten und deren Veröffentlichung aufgerufen. Ausgelöst wurde die Stellungnahme der Autorenvereinigung am Dienstag durch Drohungen, die der 'Spiegel‘-Autor Jürgen Fuchs vermutlich durch Mitarbeiter des ehemaligen DDR-Staatssicherheitsdienstes erhalten hat. Insbesondere an die Medien appellierte das PEN-Zentrum in Darmstadt, jede Publikation müsse sich auf beweisbare Fakten beschränken. Andernfalls drohten Aufklärung und kritische Diskussion „in einem Klima von Haß, Bedrohung, Feigheit und Profilierungssucht“ unterzugehen. Nach Darstellung des PEN-Zentrums wird der Berliner Autor Fuchs seit Beginn seiner im Nachrichtenmagazin 'Der Spiegel‘ veröffentlichten Stasi-Recherchen von „allem Anschein nach weiterhin existierenden Gewalt- Kommandos im Dienst der ehemaligen Staatssicherheit“ bedroht. Seine Ehefrau bestätigte, daß es mehrere „sehr deutliche“ Drohungen sowohl telefonisch als auch brieflich gegen Fuchs und seine Familie gegeben habe. Auch sei es bei Autofahrten verschiedentlich zu Situationen gekommen, „die nicht verkehrstechnisch zu erklären waren“, sagte sie. Zunächst hätten sie diese Vorgänge nicht öffentlich machen wollen, doch habe man im PEN-Zentrum jetzt offenbar angesichts der Öffnung der Stasi-Archive eine andere Einschätzung der Lage.
Das PEN-Zentrum sicherte Fuchs und seiner Familie volle Unterstützung zu und forderte die „Gewalttäter“ auf, von ihrem Weg abzugehen. „Die dokumentierbare Wahrheit läßt sich durch Einschüchterung und Terror nicht unterdrücken“, heißt es in der Erklärung. Die Aufarbeitung der DDR- Geschichte markiere einen „Testfall“ für die Gesellschaft des wiedervereinigten Deutschland. Dabei gehe es, so das PEN-Zentrum, auch um die Frage, ob die demokratische Tradition der Bundesrepublik Deutschland dafür ausreiche, mit der Vergangenheit offener, ehrlicher und kritischer umzugehen als in den Jahren nach 1945. Damals Versäumtes könne heute nicht an einem ganz anderen Beispiel nachgeholt werden.
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