Drogentourismus: Keine Pilz-Trips mehr in Amsterdam
Nach mehreren tragischen Vorfällen mit Drogentouristen will die niederländische Regierung den Verkauf von so genannten "Magic Mushrooms" verbieten.
DEN HAAG afp/taz Halluzinogene Pilze, die sogenannten "Magic Mushrooms", sollen in den für ihre liberale Drogenpolitik bekannten Niederlanden verboten werden. Der Gesundheits- und Justizminister des Landes teilten am Freitag mit, sie hätten sich auf eine entsprechende Änderung der Drogengesetze geeinigt. Nach mehreren Vorfällen mit berauschten Touristen, die nach dem Konsum von Psycho-Pilzen sich und andere in Gefahr gebracht hatten, war in den Niederlanden eine heftige Diskussion über die Gefahren der "Magic Mushrooms" entbrannt. Gerade die Hauptstadt Amsterdam ist ein beliebtes Ziel für junge Touristen, die mit Drogen experimentieren wollen.
Die Zahl der Zwischenfälle im Zusammengang mit dem Konsum halluzinogener Pilze sei von 55 im Jahr 2004 auf 128 im vergangenen Jahr gestiegen, sagte Karin Donk, Sprecherin des Gesundheitsministeriums. "Für das laufende Jahr wurden bereits mehr als 100 Fälle gemeldet, vor allem in Amsterdam", sagt Donk weiter. Anfang Oktober war ein deutscher Tourist nach der Einnahme solcher Pilze nackt durch eine Einkaufsstraße von Amsterdam spaziert. Bislang waren die Pilze in sogenannten Smartshops in Amsterdam und anderen großen Städten frei verkäuflich. Das Verbot von Verkauf und Zucht der Psycho-Pilze soll in den kommenden Monaten in Kraft treten. Zuvor muss noch das Parlament zustimmen.
Im März hatte sich eine 17-jährige Französin von einer Brücke in Amsterdam in den Tod gestürzt, nachdem sie Psycho-Pilze gegessen hatte. Nach dem Vorfall hatte sich das niederländische Parlament mit großer Mehrheit für ein Verbot der "Magic Mushrooms" ausgesprochen. Der Verband der niederländischen Smartshops reagierte fassungslos auf das Verbot. Das Problem sei auf die Innenstadt von Amsterdam begrenzt, sagte Sprecher Paul van Oyen.
Magic Mushrooms enthalten das Halluzinogen Psilocybin und Psilocin. Ihre Wirkung ähnelt der von LSD, ist aber gewöhnlich weniger stark. Studien legen nahe, dass der Konsum latente Psychosen zum Ausbruch bringen kann. Eine Suchtgefahr gilt allerdings als ausgeschlossen. Magic Mushrooms fallen in Deutschland unter das Betäubungsmittelgesetz und sind verboten.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!