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Drogenpapst über EsoterikDie Witze der Schamanen

Der Drogenpapst Christian Rätsch rät Guttenberg, sich vier Stunden unter einen Baum zu setzen. Und er erklärt, warum er statt Verboten ein Schulfach "Rauschkunde" fordert.

Rätsch rät Guttenberg: Einfach mal unter einen Baum setzen. Bild: reuters

Christian Rätsch kennt sich aus mit Rausch, Bewusstseinserweiterung und inneren Reisen in andere Sphären. Der Ethnopharmakologe aus Hamburg, Verfasser des Standardwerks "Enzyklopädie der psychoaktiven Pflanzen" erklärt im sonntaz-Interview, weshalb es kompletter Unsinn ist, Cannabis zu illegalisieren:

"Diejenigen, die die Gesetze machen, haben überhaupt keine Ahnung. Wir haben das ja gesehen, als es um diese Fragestellung Cannabis im Straßenverkehr ging. Da gab es drei universitäre Studien über den Einfluss auf das Fahrverhalten. Und alle kamen zu dem Schluss, dass Kiffer sicherer fahren" sagt Rätsch, der sich statt Verboten ein Unterichtsfach "Rauschkunde" wünscht.

Rätsch, der ebenfalls als fundierter Kenner des Schamanismus gilt, distanziert sich im sonntaz-Gespräch von den Untiefen der Esoterik, Lichtgestalten und sonstigem Walle-Walle, das im Umfeld seines Forschungsgegenstandes üblicherweise anzutreffen ist: "Die Vorstellungen über Schamanen, die so in dieser New-Age-, Eso-, neospirituellen Szene vorherrschen, sind verheerend und haben mit echten Schamanen nichts zu tun.

Bild: taz

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Alle echten Schamanen und Schamaninnen, die ich in den letzten dreißig Jahren in der ganzen Welt traf, haben liebend gern Fleisch gegessen. Keiner von denen hat sich für Astrologie oder für Tarot interessiert. Alle haben sie sogenannte schmutzige Witze gemacht. Und alle rauchen".

Das alles und noch viel mehr - vor allem Rätschs gute Ratschläge für Karl Theodor zu Guttenberg - lesen sie in der Drogen-sonntaz.

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7 Kommentare

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  • N
    no.12

    Das Christian R. sich nicht für hemmungslosen wegballer Gebrauch von "Drogen" einsetzt ist jedem klar, der sich näher mit ihm und seiner Arbeit beschäftigt. Ich hatte die Möglichkeit ihn kennenzulernen und habe einige seiner Bücher und Artikel gelesen.

    Dosis, set und setting sind die Grundvoraussetzungen um bestimmte Substanzen zu konsumieren und es so eben

    nicht zu einem Trip ohne Wiederkehr werden zu lassen. Es geht um verantwortungsvollen Gebrauch und nicht um Party, Party.

  • B
    Branko

    Ich habe den Artikel nicht mal gelesen - könnten wir diesen überflüssigen und unnützen CSU-Feudalisten einfach dem Sumpf des Vergessens übereignen, bitte?!

    Bereits im Februar 2011 stand bereits fest: "Game Over"

    Danke.

  • MM
    Mike Mountain

    Kümmert Euch was Herr Rätsch zum Besten gibt? Ok., mich auch...,

    aber die Begrifflichkeit von "fleischessenden Schamanen" ist doch etwas unscharf... Sinn und Fazit sollen m.M. nach sein, daß echte Kundige keine verdammten Frömmler sind. Ride on, Christian!

  • M
    margarete-sophie

    was sind denn *echte* schamanen ???

    der schluß, zu dem ich inzwischen gekommen bin ist der:

     

    früher einmal war in den indigenen stämmen der medizinmann (schamae) einer der gesündesten und klügsten. inwieweit das heute noch - nach der westlichen invasion - zutrifft weiß ich nicht.

     

    was ich allerdings weiß ist dieses: für diejenigen, die sich in der westlichen *zivilisation* ... *hust* ... als schamanen bezeichenen, trifft solches in den allerseltensten fällen zu.

     

    schamanen sind leute, die sich mit den gleichen schwirigkeiten auseinandersetzen müssen wie alle anderen auch. sie besitzen zwar eine offene tür in das, was unterbewußtsein genannt wird - aber um einen solchen zugang zu haben, muß man/ frau nicht schamae sein.

     

    für einen künstler, der sein geld WIRKLICH wert ist, ist eine solche pforte voraussetzung seines schaffens - oder schöpfens aus der schatzkammer des lebens.

  • P
    Peter

    Wow, endlich mal ein interessanter Artikelansatz (leider etwas kurz), I love it. Anstatt der immerselben rechtsreaktionären Kirchenwerbung ein neuer Dankansatz. Da könnte man glatt wieder TAZ Fan werden. Mehr davon.

  • D
    drubi

    Kiffer fahren sicherer. Muss wohl so sein. Drum leben Herr Amendt und einige weitere Leute nicht mehr.

     

    Drogenpabst, Rauschkunde. Vielleicht sollte man ab drei Begriffen, die einen deutlichen Hinweis auf stark verringerte Zurechnungsfähigkeit geben, erwägen, Autoren für gewisse Zeit in eine geschlossene Anstalt einzuweisen.

  • E
    egal

    hört sich ja immer nett an, wenn man alle Drogen legalisieren will. Ich erinner aber daran, dasss Cannabis heute durch spezielle Züchtungen viel potenter ist als die originäre Version. Teilweise gibt es sogar genmanipulierten Superskunk. Die Gesundheitsrisiken sind heute ergo größer als in der Vergangenheit. Es gibt auch nur wenige Kiffer, die nicht zeitgleich Raucher werden.

     

    Sofern man also über eine Straffreiheit nachdenkt kommt man nicht umher auch zu erläutern, ob denn die Substanzen künftig über Apotheken frei erhältlich sein sollen, so dass man möglichst weniger gefährliche Naturprodukte erhält.

     

    und was soll die Feststellung, es habe nichts mit Esoterik zu tun. Bei wievielen "Schamanen" und wo war er denn? Das sind weltweit verbreitete Substanzen und der Gebrauch hat überall einen anderen kulturellen Hintergrund. Das ein Indio in Südamerika auch Hühner hält und ab und an einen Affen jagt dürfte wohl klar sein. Was hat das mit dem ritualisierten Gebrauch von Rauschdrogen zu tun? Dann muss er nach Indien fahren, da leben in manchen Bundesstaaten bis zu 65% Vegetarier und da berauscht man sich auch des öfteren.

     

    Des Weiteren sollte man die Risiken nicht verharmlosen - so mancher Pilztrip und LSD-Trip war ein Trip ohne Wiederkehr in die reale Welt. Für Disco-Kiddies sollte sowas auch morgen nicht so leicht erhältlich sein.