Drogen-Studie an Harvard-Uni enthüllt: Tune in, Doc!
Über Harvards halluzinogenste Seite berichtete taz-Mitgründer Mathias Bröckers auf dem taz-Labor. Die Elite-Uni hat in den 60ern Studien mit Pilzen durchgeführt.
Voller Hintergrundwissen, mit einer beeindruckenden Expertise und einer nicht zu übersehenden Passion für das Thema erleuchtete Mathias Bröckers gegen Ende des Labors seine Zuhörer mit einer Universitäts-Story, die man von der amerikanischen Eliteuni Harvard unter Umständen nicht eben erwarten würde.
Die Psychologie-Professoren Timothy Leary und Frank Alpert führten Anfang der 1960-er Jahre Studien mit Psilocybin durch, einer Substanz, die in Pilzen vorkommt und Rauschzustände hervorruft, die einem LSD-Trip ähneln. Nur fürs Protokoll übrigens: Die Rede ist von wissenschaftlichen Studien mit einer Substanz, die damals noch legal war, das betont auch Mathias Bröckers. Der taz-Mitgründer hat Tim Leary mehrmals getroffen und interviewt und scheint seine Biographie bis ins Detail zu kennen. Allerdings war an der Harvard-Universität schnell Schluss mit den Experimenten, Leary und Alpert, der heute Ram Dass heißt, verloren ihre Professur und Psilocybin wurde schließlich verboten.
Mathias Bröckers erläuterte die zugehörige Bibliographie, gab einen kurzen Einblick in die naturwissenschaftlich-botanische Seite des Ganzen - und in die kulturhistorische sowieso. Angefangen bei der Kultstätte Eleusis, wo vermutlich Substanzen wie Psilocybin bei Riten zum Einsatz kamen, bis hin zum heutigen Umgang mit der Droge. Aber im Zentrum des Vortrags standen die Experimente, die Leary unter anderem seinen Lehrstuhl an der Harvard University kosteten.
Bröckers spricht sich vehement gegen die Tabuisierung von Drogen in der Wissenschaft aus. Dass Substanzen wie Psilocybin nicht für Studien herangezogen werden können, ist in seinen Augen ignorant und nicht vertretbar – umso mehr hofft er auf eine „Renaissance“ des Themas. So erschien vor Kurzem ein Artikel in der New York Times, der von Experimenten mit Halluzinogenen an der renommierten Johns-Hopkins-Universität berichtet.
Drogen wie Psilocybin interpretiert Mathias Bröckers als „Abkürzung“ zur Ich-Entgrenzung – andere Wege dorthin gebe es aber durchaus, zum Beispiel Zen-Meditation. Auch den Vergleich mit luziden Träumen, sogenannten Klarträumen, legt Bröckers nah. In einem luziden Traum ist dem Träumenden bewusst, dass er träumt, und sogar gezielte Eingriffe in das Traumgeschehen sind möglich. Die Sinneswahrnehmung wird als täuschend ähnlich wie im Wachzustand beschrieben.
Ob Mathias Bröckers auch schon mal Klarträume hatte? Ja, sagt er, er habe das zu lernen versucht und zwei Mal geschafft. „Aber ich bin beide Male wahnsinnig euphorisch gewesen, dass es tatsächlich funktioniert, so dass ich sofort aufgewacht bin“, lacht er. Ob es für die Harvard-Studien am Ende auch noch ein gutes Erwachen gibt? Das wird sich zeigen, vielleicht an der Johns-Hopkins-University, vielleicht woanders. Tim Leary jedenfalls hätte es sich ganz bestimmt gewünscht.
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