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Dresden-BombadierungVon Weizsäcker beschimpft

Nazis wollen das Gedenken an die Bombardierung Dresdens missbrauchen. Kirchenvertreter, Parteichefs und der Altbundespräsident engagieren sich dagegen. Doch Dresdens CDU beschimpft sie.

Ein linker Chaot? Ex-Bundespräsident von Weizsäcker. Bild: dpa

Mit einer Briefkampagne versucht der CDU-Stadtverband Dresden, eine Großdemonstration gegen den Missbrauch des Zerstörungsgedenkens in der Stadt durch Nazis zu hintertreiben. An entsprechenden zivilgesellschaftlichen Aktionen hatte sich die Union in den vergangenen Jahren nicht beteiligt. Nun versucht CDU-Stadtchef Lars Rohwer, prominente Erstunterzeichner eines Aufrufs zum "Geh Denken" am 14. Februar 2009 von ihrer Unterstützung abzubringen. Gerichtet sind die mit Rohwers Briefkopf als Landtagsabgeordneter versehenen Schreiben offenbar vorrangig an Kirchenvertreter.

Zum Jahrestag des alliierten Bombenangriffs auf Dresden 1945 finden mittlerweile große Nazi-Aufmärsche statt. Tausende Polizisten beherrschen an diesem Tag das Stadtbild. Um eine weitere Instrumentalisierung durch Nazis zu stoppen, hat ein Bündnis von Parteien, Gewerkschaften, Kirchen und Künstlern seinen Aufruf überregional erweitert. Als prominente Unterstützer wurden Bundestags-Vizepräsident Wolfgang Thierse, SPD-Chef Franz Müntefering, Linksfraktions-Chef Gregor Gysi, Grünen-Chefin Claudia Roth und Altbundespräsident Richard von Weizsäcker gewonnen.

Dieses Engagement nennt Rohwer in einer Pressemitteilung eine "Einmischung von außen" und "mehr als unglücklich." Die Unterstützer rückt er in die Nähe von Linksradikalen: "Wir brauchen keinen braunen Spuk und keine linken Chaoten aus Deutschland und Europa an diesem Tag", heißt es. In der Mitteilung unterstellt die CDU den Organisatoren der Gedenkveranstaltung Wahlkampfabsichten. Rohwer geht in seinem Rundschreiben von der unrealistischen Vorstellung aus, es könne in Dresden noch ein Gedenken "in Stille und Würde" geben. Zum Umgang mit dem Naziaufmarsch fällt kein Wort. Der CDU-Stadtchef schreibt, die Bombardierung Dresdens dürfe nicht "als logische Konsequenz der nationalsozialistischen Verbrechen verharmlost werden". Den Organisatoren unterstellt er einen "Protest gegen die Gedenkpolitik der Stadt und gegen das Gedenken der Bürger".

Die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen bekräftigte, in Dresden reden zu wollen. Der Theologieprofessor Hubert Frankemölle, unter anderem Berater der Deutschen Bischofskonferenz, verwahrte sich in seiner Antwort auf Rohwers Brief gegen eine Gleichsetzung der Motive von "Protest und Gegenprotest" und eine Vereinnahmung als "Linker". Auch ein stilles Dresden-Gedenken sei nicht ohne geschichtlichen Kontext möglich. Jürgen Scheinert vom Sächsischen Landesjugendpfarramt erkennt im CDU-Verhalten die "typische Dresdner Provinzialität". Bisher zog nur Sachsens ehemaliger Regierungschef Kurt Biedenkopf seine Unterstützung zurück.

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9 Kommentare

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  • FH
    Franz Hammer

    Das Dresdner Gedenken an sich finde ich zwar kritikwürdig. Hat aber mit dem Großaufmarsch der Nazis und den geplanten Gegenveranstaltung rein gar nichts tun. Das "bürgerliche Gedenken" findet am 13. Februar statt, der braune Spuk wankt am 14. Februar durch Dresden. Warum auch immer verdrängt Lars Rohwer dies erfolgreich.

    Die Dresdner CDU hat sowieso ein recht merkwürdiges Demokratieverständnis. Oder wie kann mensch, Politiker_innen verstehen, die politische Demonstrationen und Veranstaltungen als nicht legitimes demokratisches Mittel verstehen und seit Jahren zu unterbinden versuchen?

  • K
    karl

    Auch wenn es die Dresdener CDU nicht wahrhaben will -die Bombardierung Dresdens war natürlich die logische Konsequenz der Naziverbrechen. Genauso wie die "Vertreibung" der Sudetendeutschen etc. Wären die Deutschen gegen den Nationalsozialismus aufgestanden und nicht alle mehr oder minder offen mitmarschiert, müssten sie sich nicht heute noch in peinlicher bzw. verabscheuungswürdiger Art und Weise als arme Opfer stilisieren, um von ihren Untaten abzulenken.

  • RS
    Rolf Steiner

    Der CDU-"Stadt-Chef" muss seinem Verhalten nach in die Nähe von Neo-Nazis gelangt sein, wenn er Altbundespräsident v. Weizsäcker in die Linke Ecke rücken will.

  • FH
    Franz Hammer

    Das Dresdner Gedenken an sich finde ich zwar kritikwürdig. Hat aber mit dem Großaufmarsch der Nazis und den geplanten Gegenveranstaltung rein gar nichts tun. Das "bürgerliche Gedenken" findet am 13. Februar statt, der braune Spuk wankt am 14. Februar durch Dresden. Warum auch immer verdrängt Lars Rohwer dies erfolgreich.

    Die Dresdner CDU hat sowieso ein recht merkwürdiges Demokratieverständnis. Oder wie kann mensch, Politiker_innen verstehen, die politische Demonstrationen und Veranstaltungen als nicht legitimes demokratisches Mittel verstehen und seit Jahren zu unterbinden versuchen?

  • K
    karl

    Auch wenn es die Dresdener CDU nicht wahrhaben will -die Bombardierung Dresdens war natürlich die logische Konsequenz der Naziverbrechen. Genauso wie die "Vertreibung" der Sudetendeutschen etc. Wären die Deutschen gegen den Nationalsozialismus aufgestanden und nicht alle mehr oder minder offen mitmarschiert, müssten sie sich nicht heute noch in peinlicher bzw. verabscheuungswürdiger Art und Weise als arme Opfer stilisieren, um von ihren Untaten abzulenken.

  • RS
    Rolf Steiner

    Der CDU-"Stadt-Chef" muss seinem Verhalten nach in die Nähe von Neo-Nazis gelangt sein, wenn er Altbundespräsident v. Weizsäcker in die Linke Ecke rücken will.

  • FH
    Franz Hammer

    Das Dresdner Gedenken an sich finde ich zwar kritikwürdig. Hat aber mit dem Großaufmarsch der Nazis und den geplanten Gegenveranstaltung rein gar nichts tun. Das "bürgerliche Gedenken" findet am 13. Februar statt, der braune Spuk wankt am 14. Februar durch Dresden. Warum auch immer verdrängt Lars Rohwer dies erfolgreich.

    Die Dresdner CDU hat sowieso ein recht merkwürdiges Demokratieverständnis. Oder wie kann mensch, Politiker_innen verstehen, die politische Demonstrationen und Veranstaltungen als nicht legitimes demokratisches Mittel verstehen und seit Jahren zu unterbinden versuchen?

  • K
    karl

    Auch wenn es die Dresdener CDU nicht wahrhaben will -die Bombardierung Dresdens war natürlich die logische Konsequenz der Naziverbrechen. Genauso wie die "Vertreibung" der Sudetendeutschen etc. Wären die Deutschen gegen den Nationalsozialismus aufgestanden und nicht alle mehr oder minder offen mitmarschiert, müssten sie sich nicht heute noch in peinlicher bzw. verabscheuungswürdiger Art und Weise als arme Opfer stilisieren, um von ihren Untaten abzulenken.

  • RS
    Rolf Steiner

    Der CDU-"Stadt-Chef" muss seinem Verhalten nach in die Nähe von Neo-Nazis gelangt sein, wenn er Altbundespräsident v. Weizsäcker in die Linke Ecke rücken will.