■ TORYS GEWINNEN ABSOLUTE MEHRHEIT IN GROSSBRITANNIEN: Dreizehn Jahre sind noch nicht genug

London (taz) — Völlig überraschend und entgegen allen Vorhersagen darf Großbritanniens farbloser „Mister Nice“ für weitere fünf Jahre die Geschicke seines Landes lenken: John Major, der 1990 mitten in der Legislaturperiode die schwierige Nachfolge von Margaret Thatcher antrat, errang mit seinen Konservativen bei den Unterhaus-Wahlen am Donnerstag inmitten der tiefsten Rezession der britischen Nachkriegsgeschichte die absolute Mehrheit. Zum vierten aufeinanderfolgenden Mal stellen die Torys damit die Regierung. Für die siegesgewissen Oppositionsparteien war es ein Trauertag: Die Labour Party blieb mit nur 35,1 Prozent der Stimmen weit hinter ihrem selbstgesteckten Ziel zurück, die Torys nach dreizehn Regierungsjahren abzulösen. Auch die Liberalen Demokraten, die sich eine Zukunft als „Zünglein an der Waage“ ausgemalt hatten, erlitten eine schwere Schlappe. VerliererInnen gab es auch bei den NationalistInnen: Die Scottish National Party verlor zwei Parlamentssitze, und die Sinn Fein, der legale Arm der IRA, verschwand ganz aus dem Parlament. Auf der Strecke blieben Reformvorhaben wie ein neues Wahlrecht, mehr Unabhängigkeit für die Regionen und eine engagierte Sozialpolitik. Ein Kursfeuerwerk veranstaltete die Londoner City: Das Pfund kletterte gegenüber der Mark um drei Pfennig, und deutsche Investoren prophezeiten der Insel eine große Zukunft als Billiglohnland. SEITEN 9 UND 12