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Dreistufenplan für deutsche Wolgarepublik

Moskau (dpa) — Einen Dreistufenplan zur Wiederherstellung einer deutschen Republik an der Wolga hat am Sonntag der Erste Kongreß des „Bundes der Deutschen der früheren UdSSR“ verabschiedet. Der Bund wollte auf dem dreitägigen Treffen die mehr als zwei Millionen Deutschstämmigen für ein Bleiben in der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) gewinnen. Hugo Wormsbecher, neuer Vorsitzender der Organisation, erklärte zum Abschluß: „Hier sind Menschen zusammengekommen, die sich ernsthaft um die Zukunft ihres Volkes bemühen.“

Im Gegensatz zu der größeren Organisation „Wiedergeburt“, die auf eine Ausreise der Deutschen setzt, sahen die 600 Delegierten des Moskauer Kongresses auch in der GUS Möglichkeiten, die „ethnische Krise des deutschen Volkes zu überwinden“. Der Bund beschloß, sich in „Zwischenstaatlicher Verein der Rußlanddeutschen“ umzubenennen, um die Bezeichnung UdSSR aus ihrem Namen zu verbannen.

Als oberstes Ziel nannte der Verein die Wiederherstellung der deutschen Republik an der Wolga, die 1941 von Stalin gewaltsam aufgelöst worden war. Als ersten Schritt dazu verlangten die Delegierten die Umsetzung eines Dekrets, das der russische Präsident Boris Jelzin Ende Februar 1992 erlassen hatte. Danach sollten in den Gebieten von Wolgograd und Saratow wieder deutsche nationale Kreise eingerichtet werden. Doch auch in anderen Regionen soll geprüft werden, ob eine kompakte Ansiedlung von Deutschen möglich sei. Deutsche nationale Kreise bestehen bereits in den sibirischen Gebieten Altai und Omsk.

In einem zweiten Schritt sollen die Deutschen in diese Gebiete umsiedeln und die wirtschaftliche und soziale Infrastruktur aufgebaut werden. In einem dritten Schritt schließlich würden die nationalen Kreise zu einer eigenen Republik in der russischen Föderation zusammengefaßt. Die Regierungen Deutschlands und Rußlands wurden um Hilfe bei der „national-kulturellen und wirtschaftlichen Wiedergeburt der Rußlanddeutschen“ gebeten.

Siehe Interview Seite 12

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