: Dreirädrige Boliden
Helene Cazier dürfte bei der WM im Strandsegeln den Männern den Wind aus den Segeln nehmen
St. Peter-Ording taz ■ In St. Peter-Ording geht selten was. Eher schleicht der Alltag an dem Nordseeheil- und Schwefelbad vorbei, weswegen eine Menge Touristen den Weg an den längsten Strand Europas finden. Ab dem kommenden Sonntag – die Rennen starten ab 9 Uhr vom Ordinger Strand – ist es allerdings so, das in St. Peter-Ording nicht nur was geht, sondern vor allem fährt.
Strandsegler aus aller Welt treffen sich nach elf Jahren wieder in Deutschland, um die alle vier Jahre stattfindenden Weltmeisterschaften auszufahren. 120 Piloten versuchen ihre dreirädrigen Gefährte mit Hilfe des Windes um Priele, Hindernisse aus weichem Sand und die Wendemarken zu manövrieren und den Weltmeister zu küren.
Dabei wird es sich in der kommenden Woche herausstellen, ob der männerdominierte Sport nicht eine Meisterin in der Königklasse wird feiern dürfen. Bei den Europameisterschaften im vergangenen Jahr dominierte Helene Cazier aus Frankreich die Konkurrenz. Und weil die favorisierten Segler aus Europa stammen, kommt es wohl zu einem Duell zwischen der jungen Französin und dem inzwischen in Hamburg lebenden Lokalmatador Hans-Werner Eickstädt.
„Man muss dazu sagen, dass Helene letztes Jahr gewonnen hat, aber kein einziges Rennen gewinnen konnte“, sagt Eickstädt. Zur Erklärung: Der Strandsegel-Titel ergibt sich aus den addierten Ergebnissen aus sechs Rennen. „Da haben wir Männer ganz schön versagt“, sagt Eickstädt, der unbedingt Weltmeister in seinem Heimatort werden will. „Ich werde ja auch nicht jünger“, so der 44-Jährige.
Neben Cazier tritt nur noch eine weitere Frau in der interessantesten Rennklasse an: Die Hamburgerin Imke Borowski-Baeyer will sich für den veranstaltenden Yachtclub St. Peter-Ording (YCSPO) möglichst weit vorne im Feld platzieren. Für die WM sind große Areale des Strands als Renngebiete gekennzeichnet, damit es nicht zu Unfällen kommt zwischen Publikum und den bis zu 120 Stundenkilometer schnellen Boliden.
Oke Göttlich