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Drei Tage hören und sehen

„Im Atelier der Klänge“ vor den Toren der Stadt: Ein Doppelfestival auf Schloss Agathenburg und in Drochtersen-Hüll porträtiert den Komponisten Wolfgang Rihm

Am 13. März feierte Wolfgang Rihm seinen 50. Geburtstag, und wohl auch deshalb widmet sich das Festival „Im Atelier der Klänge“ von Freitag bis Sonntag dem Leben und Schaffen des Komponisten. Aber auch sonst ließe sich mit Rihms Arbeiten so manches Festival bestreiten: Der gebürtige Karlsruher, heute ebenda und in Berlin zu Hause, zählt zu den fleißigsten unter den deutschsprachigen zeitgenössischen Tonsetzern: Innerhalb der letzten 25 Jahre entstanden über 200 große und kleine Kompositionen, darunter mehrere Bühnenwerke, und – abgesehen von geistlicher und elektroakustischer Musik – beackerte er nahezu alle Sparten.

Vielleicht wegen einer aus solcher Quantität resultierenden Schwierigkeit, eine Stückauswahl zu treffen, haben sich die Ausrichter von „Im Atelier der Klänge“ eine bemerkenswerte inhaltliche Linie einfallen lassen. Erklärtermaßen „ein Festival zum Hören und Sehen“, widmet man sich den mehr oder minder offensichtlichen Verbindungen zwischen Rihms Kompositionen und der bildenden Kunst. Parallel zu Ausstellungen mit Arbeiten des – laut Rihm – „radikalen Malers“ Kurt Kocherscheidt oder eben einer „Porträtausstellung Wofgang Rihm“ stehen insgesamt zehn seiner Stücke aus vier Jahrzehnten auf dem dreitägigen Programm; unter anderem kommt eine noch unbetitelte Arbeit für Streichquartett und Akkordeon zur Uraufführung.

Musik gibt es allerdings nicht nur von Rihm, sondern auch von solchen Neutönern, die ihn beeinflusst haben oder gegen die er sich absetzen wollte, etwa Luciano Berio, Morton Feldman, Luigi Nono oder auch Pierre Boulez; flankiert (beziehungsweise kontrastiert) von Ludwig van Beethovens Großer Fuge in B-Dur für Streichquartett, galt Riehm doch zumindest zu Beginn seiner Laufbahn als Teil einer Generation junger Komponisten, die in ihren Arbeiten – entgegen so mancher Konvention der Gegenwartsmusik – auf die so genannt konventionellen klassischen und romantischen Vorläufer zurückgriffen. Was wohlgemerkt nicht mit Konservatismus zu verwechseln ist. Insgesamt eine runde Angelegenheit, bemerkenswert zusammengestellt und gut besetzt realisiert. Alexander Diehl

Freitag bis Sonntag, Kulturstiftung Schloss Agathenburg (Hauptstraße, 21684 Agathenburg bei Stade) und KunstRaum (Bauernreihe 1, 21706 Drochtersen-Hüll); Programm unter www.kunstraum-huell.de, www.schlossagathenburg.de

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