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Drei Jahre Knast für Armenier

■ Paruir Airikian wegen „regierungsfeindlicher Verleumdungen“ verurteilt / Unklarheit über die Situation in Stepanakert und Eriwan / Nationalist spricht von Fortsetzung der Streiks

Moskau (afp) - Widersprüchliches ist am Dienstag in Moskau über die Situation in Stepanakert, der Hauptstadt der autonomen Region Berg–Karabach, gemeldet worden: Offizielle Quellen versicherten, die Bevölkerung habe die Arbeit wieder aufgenommen, während ein armenischer Nationalist die Fortsetzung des Streiks bekanntgab. Die örtlichen Funktionäre der Kommunistischen Partei und die Sprecher der Parteiorgane erklärten am Dienstag, die 35.000 Einwohner seien wie am Vortag normal zur Arbeit erschienen. Der Nationalist Mowses Gordissian meldete dagegen, daß am Montag alle Bewohner der Stadt zu Hause geblieben seien. Die örtliche Presse berichtete am Dienstag morgen nicht über die Lage in Stepanakert, wo es vor zwei Wochen zum Generalstreik gekommen war, weil der Kreml die Angliederung der Region an Armenien abgelehnt hatte. 75 Prozent der Bevölkerung des Gebietes sind armenisch. Auch die wenigen Informationen aus Eriwan konnten am Dienstag keine wirkliche Klarheit über die dortige Lage schaffen. Nach Aussagen Gordissians seien Studenten am Montag nicht zum Unterricht erschienen, um gegen die Veröffentlichung eines Artikels in der Montagausgabe der Prawda zu protestieren. Darin war vor allem Paruir Airikian, der Gründer der „Vereinigung für die Selbstbestimmung Armeniens“, angegriffen worden. Airikian war der „Verbreitung falscher Informationen“ und „regierungsfeindlicher Verleumdungen“ beschuldigt und zu drei Jahren Gefängnis verurteilt worden. Zwei weitere militante Armenier, Gework Mirzoian und Mekhak Gabrielian, waren zusammen mit Airikian festgenommen, aber der eine wenig später, der andere letzte Woche freigelassen worden. Petitionen, welche die Freilassung von Airikian fordern, wurden in der Universität laut Gordissian von „Hunderten von Leuten“ unterschrieben. Eine Demonstration zur Unterstützung des Gefangenen ist nach seinen Aussagen für morgen auf dem Leninplatz von Eriwan geplant. Die Behörden hätten ein Sonderkonto der Nationalisten geschlossen und verfügt, die für die Streikenden von Stepanakert bestimmten Gelder einzubehalten.

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