Die Vorschau: Drei Bärte für Fidel
■ Die chilenische Gruppe Quilapayun spielt am Sonntag in Oldenburg auf
In den ersten Jahren war der später ermordete Musiker Victor Jara der musikalische Leiter der Gruppe Quliapayun – was dem kometenhaften Aufstieg der chilenischen Folkloregruppe Ende der 60er Jahre sicher keinen Abbruch tat. Die „Nueva Cancion Chilena“, als deren erste Vertreter die Gruppe immer gesehen wurde, wollte Musik und politische Botschaft verbinden. Schon der Name deutete darauf hin: In der Sprache der Mapuche heißt Quilapayun so viel wie „drei Bärte“ – womit damals die Sympathie für die Kubanische Revolution angedeutet worden sein soll.
27 Alben und 30 Jahre später gibt es die Gruppe immer noch, die von dem Putsch in Chile 1973 in Frankreich überrascht wurde und auch nach der Demokratisierung ab 1989 nicht in das südamerikanische Land zurückgekehrt ist. In ihrem Heimatland ist die inzwischen personell größtenteils ausgetauschte Gruppe kaum noch bekannt. Anders als die ebenfalls zum Urstock der chilenischen Polit-Folklore zählende Gruppe Inti Illimani wurde Quilapayun weniger musikalische Weiterentwicklung nachgesagt.
Seit zehn Jahren waren Quilapayun nicht mehr in Deutschland, und das Konzert in Oldenburg wird vorerst das Einzige bleiben. Anlass ist der 75. Geburtstag des Uniprofessors und Quilapayun-Komponisten Gustavo Becerra-Schmidt. Als der Sozialist Salvador Allende sich um das Präsidentenamt bewarb, mobilisierten Gruppen wie Quilapayun für den späteren Präsidenten, sangen ihr bis heute berühmtestes Lied „El pueblo unido jamás será vencido“. Becerra-Schmidt komponierte erst im Exil für die Gruppe, wobei Titel wie „Allende“, „Revolución“ oder „Américas“ entstanden. Wer also auf ein wenig Sozialromantik steht, der sei am Sonntagabend um 20 Uhr in den Oldenburger CaeciliensaalHaarenufer gerufen. cd
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