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Dortmund gegen LeverkusenÄrger in der Zeitmaschine

Hinten wackelt es und vorne fehlt Glück bei den Leverkusenern. Gegner Dortmund freute sich auch nicht richtig über den 3:2-Sieg, denn Dede erlitt einen Kreuzbandriss.

Die Dortmunder Dede (l) und Hajna setzen Leverkusens Tranquillo Barnetta zu. Bild: ap

LEVERKUSEN taz Rudi Völlers Lippen waren schmal, als er am Samstag um halb sechs auf der Baustelle des Leverkusener Stadions stand und sich fühlen musste, als sei er soeben einer Zeitmaschine entstiegen. Da hat der Sportdirektor von Bayer Leverkusen nach dem letzten Spieltag der Vorsaison einen neuen Trainer verpflichtet, außerdem prominente Spieler an den Rhein gelockt, doch nach dem 2:3 gegen Borussia Dortmund stellte er fest, dass die Mannschaft an exakt jener Stelle verharrt, wo sie das vergangene Spieljahr beendete. Oft sieht das Spiel sehr hübsch aus, doch hinten passieren entscheidende Fehler und vorne fehlt Fortune.

"Die Spieler, die in der Rückrunde durchhingen, die hängen auch jetzt durch", sagte Völler, es schien ihn Mühe zu kosten, das wahre Ausmaß seines Ärgers zu verbergen. Er werde in den kommenden Tagen Gespräche mit den Betreffenden führen, kündigte er an, Namen wollte er nicht nennen. Es ist jedoch nicht schwer zu erraten, dass es zuallererst um Arturo Vidal, Tranquillo Barnetta und Manuel Friedrich geht.

Angesichts dieser Stagnation und der unglücklichen Niederlage war es ein schwacher Trost, dass Dortmunds neuer Trainer Jürgen Klopp von einem "spektakulären Spiel" sprach. Auch Bruno Labbadia fand, das seine Leverkusener, "fußballerisch überzeugt und sehr viel investiert" hätten, die Neuzugänge Renato Augusto und Patrick Helmes hatten stark gespielt, doch der alte Mangel an Effektivität bleibt. Labbadia wird intensiv an der psychischen Verfassung seines Teams arbeiten müssen.

Auf welch wundersame Art und Weise sich manchmal die Verkrampfung löst, zeigt das Beispiel Nelson Valdez. "Ich habe gesagt, in diesem Jahr scheiß ich auf die Tore, und auf einmal sind sie da", sagte der Dortmunder Stürmer. In der vergangenen Saison gelangen ihm in 27 Spielen drei Treffer und eine Torvorlage, in der neuen Spielzeit hat er nach einer Woche in Pokal und Bundesliga je ein Tor geschossen und ein zweites vorbereitet.

Die Grundstimmung seiner Dortmunder Genossen war dennoch eher trist. Denn einerseits fügte Roman Weidenfeller sich mit dem eigenen Stollen eine Fleischwunde zu, er wird drei, vier Wochen nicht spielen können. Vor allem aber ist Leonardo Dede, der Dortmunder Institution von der linken Abwehrseite, das vordere Kreuzband im linken Knie gerissen. "Dedes Verletzung drängt alles in den Hintergrund", sagte Klopp. Der Brasilianer ist nicht nur ein enorm wichtiger Spieler - der Konstanteste über all die finsteren Jahre nach dem Finanzkollaps 2003 -, sondern auch von großer Bedeutung fürs soziale Gefüge des Teams.

Eine andere Meldung, die schon vor der Partie kursierte und die auf den ersten Blick ebenfalls ausgesprochen unerfreulich für den BVB wirkt, scheint im Klub hingegen deutlich weniger Kopfzerbrechen zu bereiten. Mladen Petric, der mit Abstand beste Dortmunder Torschütze der Vorsaison, wird zum Hamburger SV wechseln. Weil der Kroate keiner diese ackernden Sturmläufer ist, die Klopp für seinen Pressingfußball braucht, passt er nur bedingt ins neue Spielkonzept. Der HSV hingegen betrachtet Petric als adäquaten Ersatz für Rafael van der Vaart.

"Wir haben uns mehrere Tage damit befasst und dann beschlossen, dass wir zustimmen, wenn das Angebot stimmt", sagte Klopp. Petric gehörte schon in Leverkusen nicht mehr zum Kader, er hielt sich bereits in Hamburg auf. Und dort wurde dann gestern der Wechsel auch als vollzogen vermeldet. Petric erhält einen Vertrag bis 2012. Nach Dortmund wechselt im Gegenzug Mohamad Zidan, der in Hamburg nie glücklich wurde und seine glanzvollste Fußballzeit unter Klopp in Mainz erlebte. Außerdem überweist der HSV noch 4,5 Millionen Euro. Gut möglich, dass sie dieses Geld nun schnell in einen Vertreter für Dede investieren werden.

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