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Doppelmoral oder Umdenken?

■ Betr.: Der Fall Bosnien- Herzegowina, Ultimatum

Handelt es sich um die Zementierung doppelter Moral oder Umdenken? Tatsache ist, daß die Weltgemeinschaft zu lange auf eine Lösung gewartet und als Zuschauer das grausame Gemetzel beobachtet hat.

Die Nato-Beschlüsse werden einstimmig gefaßt, deswegen wird in der Nato-Familie die Türkei als Aggressor und Besatzer geduldet, obwohl sie die fundamentalen Grundprinzipien des Europäischen Parlaments, der Nato und der UNO-Beschlüsse über Zypern mit Füßen tritt und nicht respektiert.

Die Türkei und Ciller üben wegen Bosnien scharfe Kritik am Westen und widersetzen sich einer Teilung des Landes gegen den Willen der Moslems, gleichzeitig fordern sie die Aufhebung des „ungerechten“ Waffenembargos gegen die Moslems und treten für die Bombardierung nicht-moslemischer Stellungen ein.

Diese Forderungen sind unglaubwürdig, denn gerade die Türkei mit ihrer doppelten Moral unterhöhlt die Prinzipien der Völkergemeinschaft der UNO und des Europaparlaments und verletzt selbst (auch als Aggressor und Besatzer) die Menschenwürde und die Menschenrechte. Seit 20 Jahren besetzt die Türkei mit deutschen und Nato-Waffen (mit Duldung befreundeter Staaten und Alliierten) 37 Prozent der Republik Zypern und strebt die Teilung der Insel an. Sie tritt die zahlreichen UNO-Resolutionen mit Füßen und untergräbt somit die Glaubwürdigkeit und die Prinzipien der Weltgemeinschaft der UNO und auch der Nato. Somit stellt sie die Existenzfähigkeit internationaler Organisationen in Frage. [...]

Oberstes Ziel der Bundesrepublik ist die Vollbeschäftigungspolitik und das Gewinnstreben in der Rüstungsindustrie. [...] Wenn die Forderung der Türkei nach Aufhebung des Waffenembargos gegen die bosnischen Muslime zustandekommt, wie auch Rühe wiederholt forderte, steigen die Gewinne der Rüstungsexporte, und deutsche und Nato-Waffen können via Türkei auch im ehemaligen Jugoslawien eingesetzt werden. Die Ausweitung des Krieges ist damit vorprogrammiert. [...] Constantin Nalbantis, Köln

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