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Doppel–Status

■ Steuerreform fördert Schattenwirtschaft

Wer hat, dem wird gegeben!“ kündet uns bereits das Mathäus–Evangelium. Das ist im Kern auch die Botschaft der Stoltenbergschen Steuerreform. Der Überraschungswert dieser Erkenntnis ist gering, und wer von einer konservativen Regierung Anderes erwartet hat, darf schon ein Bissel an sich zweifeln. Aber die Konservativen treten seit Jahren auch als Modernisierer auf, und da lohnt es sich, den einen oder anderen Effekt ihrer Neuerungen zum Zukunftsentwurf hochzurechnen. Durch diese Reform wird die Gruppe der Arbeitnehmer in ihren Möglichkeiten der Steuerminderung so stark benachteiligt, daß die einzelnen schön dumm sein müßten, nicht nach einem systemkonformen Schlupfloch zu suchen. Die Gruppe der Selbständigen hingegen wird steuerlich so sehr bevorzugt, daß jeder blind sein muß, der das nicht zu nutzen versucht. Mischfinanzierung der eigenen Existenz ist angesagt, Doppelstatus als neue Normalität: tags abhängig beschäftigt, abends selbständig. Hinter dem Rücken der Akteure steuert die Reform italienische Verhältnisse an: warum nicht mehrere Arbeitsplätze, Einkommensquellen und damit Steuervorteile nach Wahl? Die soziale Unübersichtlichkeit alternativer Lebensmuster wird schon noch überschwappen auf Kernbereiche der Zweidrittel–Gesellschaft - und zwar durchaus marktkonform und kühl kalkuliert. Am alten Steuersystem bemängelte das Finanzministerium selbst, es sei leistungshemmend geworden und fördere die Schattenwirtschaft. Dem sollte Einhalt geboten werden. Denkste. Georgia Tornow

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