„Doof ist das Problem“

■ Bremer Fahrradkurier wurde Deutscher Meister im Velokurieren

Am Wochenende gewann der Bremer Lars Urban in Münster den Kampf ums goldene Kettenblatt. Dahinter verbirgt sich kein Sägemassaker, keine blutrünstige Splatter-Show. Es ging vielmehr um ein sportliches Event der Spitzenklasse, um die Deutsche Meisterschaft der Fahrradkuriere.

330 TeilnehmerInnen, darunter der Weltmeister Andy Schneider aus Köln, traten am Aasee in die Pedale, um Schnelligkeit und Geschicklichkeit der Velokurier-Zunft unter Beweis zu stellen. Lars Urban war gut vorbereitet. Gemeinsam mit seinem Kollegen Tassi aus dem Bremer Sprint-Team hatte er die Strecke nach Münster mit dem Bike zurückgelegt. Urban, der bei der Weltmeisterschaft in London wegen drei geplatzter Reifen „nur“ den sechsten Platz belegt hatte, war sicher: Diesmal würde er niemanden vorbeiziehen lassen.

Und er gewann jeden Vorlauf. Auch ohne in dem festgelegten Parcours, bei dem eine bestimmte Reihenfolge von Checkpoints einzuhalten waren, die Ellbogen zu gebrauchen oder zu schummeln. Tassi wurde schon im Vorlauf Opfer der schlechten Organisation: Im Ziel hatte ihn jemand überholt, der niemals an ihm vorbeigefahren war. Der muß sich den Stempel vom Checkpoint vor dem Rennen geholt haben, oder eine illegale Abkürzung genommen haben, vermuten die Sprint-Freunde.

Tassi hat trotzdem gewonnen, nämlich Ehrgeiz. Schon jetzt klebt er eng am Hinterrad seines Freundes Lars, der weit über Bremen hinaus den Ruf hat, der schnellste Kurier auf dem Asphalt zu sein. Kein Wunder, Lars Urban hat bereits diverse internationale Rennen im Mountain-Bike-Fahren bestritten. Auch wenn das im flachtaligen Bremen nicht so evident ist. „„Wenn wir einen Berg hätten“, leuchten die Augen des Sportsmannes, „das wäre klasse. So einen Tausender steil hoch. Aber dann wären Tassi und ich wahrscheinlich die einzigen Kuriere in der Stadt.“

So sind es allein bei Sprint etwa 30 Leute, die sich täglich im Schweiße ihres Angesichtes und unterstützt von Krafts Mayonaise durch den Großstadtdschungel kämpfen. Dafür braucht es schnelle Beine, gute Kondition, flotte Reaktion und Kombinationsgabe. „Nicht die Lunge, doof ist das Problem“, sagt der Chef der Sprint-Firma, der natürlich froh ist, mit Lars und Tassi zwei Fahrer zu haben, die selbst bei miesestem Wetter noch die hinterletzten Binnen-Rundungen Bremens mitnehmen. Unfälle hatten sie bislang keine. Die Erklärung von Lars: „Ich mißachte sämtliche Verkehrsregeln. Meine einzige ist die, daß ich niemanden behindere, und daß man sich als Verkehrsteilnehmer achtet.“

Lars macht das Kurieren Spaß. Auf die Weise hat er täglich bezahltes Training. Außerdem liebt er die „bestimmte Kurier-Szene“, allesamt ein bißchen verrückt. Für Lars ist der Kurier-Dienst „Lebenskunst als Broterwerb“, auch wenn er davon weite Reisen nicht unbedingt finanzieren kann. Der Weg von New York zur Weltmeisterschaft der Sprinterkuriere in Toronto wird jedenfalls von Tassi und Lars per Muskeleinsatz zurücklegt. Im August schon suchen sie dort auf ihren Kraft-Rädern „the red side of life“. Sprint west! dah