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■ DaumenkinoDon Juan

Dieser Film wird mehr Streit auslösen als „Der Wilde“, „Der letzte Tango“ und „Apokalypse Now“ zusammen, und diesmal liegt es nicht an Marlon Brando. „Laß uns doch heute abend Don Juan sehen“, wird sie sagen. „Nö, das ist doch so ein romantischer Schmonzes. Und Sexszenen gibt's auch nicht.“ „Aber es geht um den größten Liebhaber der Welt!“ wird sie antworten. „Pff!“ Lautes Geschrei, Teller fliegen, er verbringt den Abend vor der Glotze, sie in „Don Juan“.

Willkommen, meine Dame! Don Juan (Johnny Depp) ist letzten Dienstag 21 Jahre alt geworden und hat 1.503 Frauen geliebt. Heute will er sich umbringen, weil seine große Liebe nichts mehr von ihm wissen will. In voller Montur steht er auf einem Baukran, bereit zum Sprung.gen. Die New Yorker Polizei kann es nicht fassen. Ein Psychiater (Marlon Brando) wird eilig herbeigeholt, der den Lebensmüden vom Kran quasselt. Und dann erzählt Don Juan eine Woche lang dem Psychiater die Geschichte vom Tod seines Vaters und deren 1.500 Haremsfrauen, die er jede für sich herzlich lieb gewonnen hatte.

Dr. Mickler verfällt diesen Geschichten, wir verfallen ihnen, und die Krankenschwestern solltet ihr erst mal sehen. Der Junge kann einen aber auch besoffen reden.

„Die Frauen sind glanzvoll, strahlend, überwältigend und vollkommen – weil ich sie nicht nur mit den Augen sehe...“ Tschuldigung, an dieser Stelle ist mein Block leider tränenverschmiert. So geht das jedenfalls am laufenden Band, und alles wäre auch sehr schön, wenn der Brando nicht wäre. Johnny Depp hat ihn sich für diese Rolle ausbedungen, und vielleicht hat Brando im Moment ein bißchen Erfolg nötig.

Es gibt ein paar gutmütige Witze über seine Figur, sie haben ihm die Haare blond gefärbt, und sein Gesicht strahlt eine große Harmlosigkeit aus. Aber mit der Zeit zehrt es doch etwas an den Nerven. Das ist keine Harmlosigkeit, der Mann sieht aus wie ein Stein. Einmal klagt Depp ihn an, er sei trocken und versandet, Schnitt in Brandos Gesicht und ich dachte, das geht etwas zu weit. Dazu kommt, daß Don Juans Rolle romantisch und meinetwegen auch etwas albern ist, aber dieser Dr. Mickler, der die Liebe zu seiner Frau (Faye Dunaway) mit Rosen und einer bestellten Vokalgruppe beim Essen wieder anfacht, ist ein alberner alter Schwachkopf. Sie hätten Brando das nicht antun sollen. see

„Don Juan“ von Jeremy Leven Foto: Verleih

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