piwik no script img

■ DokumentationNicht um diesen Preis!

Aus dem offenen Brief russischer Intellektueller in der Iswestijavom 2. April 1997:

„Der hinter dem Rücken der Gesellschaft vorbereitete russisch-belorussische Vertrag versetzt uns in ernste Besorgnis. Ein hoffnungslos sowjetischer Mensch, der nicht davor zurückschreckt, öffentlich seiner Anerkennung für Hitler und Stalin Ausdruck zu verleihen – das ist nicht die Art von Führer, mit dem es sich für den Präsidenten des demokratischen Rußland schickt, eine Union zu bilden. Es besteht kein Zweifel, daß unsere Völker danach streben, ihre Schicksale wieder zu vereinen. Aber nicht um jeden Preis!

Die von der Regierung begonnenen unaufschiebbaren Reformen sind bedroht. Und falls sich die Lage in Rußland verschärft, werden wir vor einer Einheitsfront des Minsker autoritären Regimes mit den russischen Extremisten stehen, die nach Revanche dürsten. Unser Land hat sich eben erst vom Alptraum des Tschetschenien- Krieges befreit. Aber dieselben Leute, die den Präsidenten zum Krieg bewegten, haben dieses zweifelhafte Dokument mit vorbereitet. Ihre Wähler, zu denen auch wir gehören, Boris Nikolajewitsch, haben Ihnen bei den Präsidentschaftswahlen nicht geholfen, damit Sie jetzt diesen von uns allen so teuer erkauften Sieg aufs Spiel setzen und die Perspektiven, die er uns eröffnete, gefährden. Wann wird uns endlich gelingen, was wir weder 1991 noch 1993 geschafft haben, den Sieg der Deokratie unumkehrbar zu machen? Keinerlei Grenzen können unseren verwandten Völkern soviel schaden wie diese widernatürliche Vereinigung, bei der „unter der schützenden Hand“ des demokratischen „älteren Bruders“ ein hausgemachter Diktator die Gelegenheit erhält, seinen Appetit zu stillen. Wir warnen den Präsidenten vor diesem gefährlichen Schritt.“

Viktor Astafjew, Grigori Baklanow, Wladimir Wojnowitsch, Wladimir Daschkewitsch, Juri Karjakin, Akademiemitglied Dmitri Lichatschow, Bulat Okudschawa, Boris Pokrowski, Oleg Tabakow, Petr Todorowski, Marietta Tschudakowa, Oleg Tschuchonzew

Übersetzung: Barbara Kerneck

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen