Dokumentation: „Unser Mitgefühl“
■ Serbische Oppositionsgruppen formulieren Versöhnungsappell
Liebe albanische Freunde, wir schreiben Euch in diesen schwierigen Zeiten gemeinsamen Leids. Konvois von Albanern und anderen Bürgern aus dem Kosovo, darunter viele von Euch, sind gezwungen, ihr Zuhause zu verlassen. Tote und Ausweisungen, zerstörte Häuser, Brücken, Straßen und Fabriken zeichnen ein düsteres und schmerzhaftes Bild des Kosovo, Serbiens und Montenegros. (...)
Doch wir glauben trotzdem, daß ein Zusammenleben notwendig und möglich ist.
Eine bessere Zukunft der Menschen im Kosovo, Serbien und Montenegro, von Serben und Albanern als Bürger eines Staates oder als enge Nachbarn, wird sich nicht von selbst oder über Nacht einstellen. Aber es ist eine Zukunft, an der wir gemeinsam arbeiten können und müssen. Wir wissen, daß es sehr schwierig sein wird und manchmal auch schmerzhaft. Das Beispiel der deutsch-französischen Versöhnung nach dem Zweiten Weltkrieg könnte uns als Modell dienen.
Um der gemeinsamen Zukunft willen muß der Schmerz über die Verbrechen aufgearbeitet, verziehen und erinnert werden. Diese Tragödie, unsere und Eure, die persönliche und die kollektive, ist das Ergebnis einer langen Serie von fehlgeleiteter Politik der radikalen Kräfte unter uns und der internationalen Gemeinschaft. Die Fortsetzung dieser Politik wird uns beide, Serben wie Albaner, in den Abgrund führen. (...)
Unser erster Schritt, auf Distanz zu diesem Haß und den blutigen Vergeltungsschlägen zu gehen, ist, daß wir öffentlich unser tiefstes Mitgefühl zum Ausdruck bringen und alles, was ihr durchmacht, schärfstens verurteilen.
Als Bürger Serbiens erleiden wir heute Zerstörung und zivile Opfer als Ergebnis der Nato-Bombardierungen, des Konflikts im Kosovo und der seit langem bestehenden wirtschaftlichen und sozialen Schwierigkeiten unter der Last der tödlichen Politik einer Diktatur.
Ethnische Säuberungen, Nato-Bombardierungen und der bewaffnete Konflikt sollten aufhören, weil sie nichts zu einer Lösung des Kosovo-Konflikts beitragen, sondern ihn nur vertiefen. Es sollte keine zivilen Opfer mehr geben. Allen Flüchtlingen sollte ermöglicht werden, in Sicherheit zurückkehren und als freie und stolze Menschen leben zu können.
Wir sind überzeugt, daß wir gemeinsam die Kraft und den Mut finden werden, den Weg zum Frieden, zur Demokratie, zu der Respektierung der Menschenrechte, zur Versöhnung und zum gegenseitigen Respekt, beschreiten können. Zum Dialog, zu politischen Verhandlungen und zum Friedensprozeß gibt es keine Alternative. (...)
Um ein Ende des Krieges zu erreichen, müssen wir unsere Bemühungen bündeln, den Friedensprozeß wiederbeleben, und Kosovo, Serbien und Montenegro wirtschaftlich und demokratisch wiederaufbauen. (...)
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