■ Dokumentation: Orahovac/Pusto Selo im März: Vorkriegsmorden
Das Dorf Pusto Selo befindet sich ungefähr 6 Kilometer nordwestlich von der Stadt Orahovac. Die Bevölkerung bestand zu 100 Prozent aus Kosovo-Albanern. Viele Menschen aus der Umgebung waren nach Pusto Selo geflüchtet, als in der Region Kämpfe zwischen der UCK und serbischen Kräften stattfanden. Zwei Männer, die sich in unterschiedlichen Unterschlupfen versteckt hatten, behaupteten, sie hätten eine Massenhinrichtung an über 100 Männern gesehen; zwei weitere Männer, die später zurückgekehrt waren, sagten, sie hätten die Leichen gefunden.
Als sich das Dorf um den 29. März unter Beschuss befand, flohen viele Dorfbewohner in Richtung Danjane, andere blieben zurück. Ein Rollstuhlfahrer, der in der Nähe des Dorfes Unterschlupf gefunden hatte, und ein anderer Mann, der sich in den Bergen versteckt hatte, bezeugten, was passiert war: Die jugoslawische Armee und Paramilitärs kreisten das Dorf ein und trieben die Dorfbewohner zusammen. Sie trennten Frauen und Kinder von den Männern. Den Frauen und Kindern wurde befohlen, sich zu Fuß in Richtung Straße zu entfernen. Mehr als 100 Männer blieben zurück. Nachdem sie den Besitz der Männer durchgegangen waren, begannen die Militärs in die Menge der Männer zu schießen. Neun Männer überlebten die Schießerei. Sechs Männer wurden bei lebendigem Leibe verbrannt, nachdem sie auf einen Traktor gesetzt, mit Benzin übergossen und angezündet worden waren. Ein Mann, der sich in den Wäldern versteckt hielt, sagte, er hätte Schüsse aus der Richtung von Pusto Selo gehört. Später wurden über 100 Leichen von den zurückkehrenden Dorfbewohnern gefunden und begraben. Es handelte sich um die Körper von Erschossenen. Manche waren komplett verbrannt, andere teilweise.
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