Dokumentarfilm über Musiker aus Chile: Der Klang der Solidarität
In „El Viaje“ folgt Rodrigo Gonzalez, Bassist der Ärzte, der Spur der Musik, die sein Vater immer spielte: Protestsongs aus Chile.

Mit sechs Jahren kam Rodrigo González 1974 aus Chile nach Hamburg. Wie so viele andere hatten seine Eltern, linke Anhänger des sozialistischen Präsidenten Salvador Allende, nach dem Militärputsch vom 11. September 1973 das Land verlassen müssen. Sein Vater war ein Musiker der Generation der „Nueva Canción Chilena“, die einst durch Victor Jara – 1973 ermordet – und Violeta Parra berühmt wurde. Der Vater sorgt dafür, dass die chilenischen Protestsongs und der Kampf um Freiheit und Menschenrechte präsent bleiben im Hause Gonzalez.
Heute ist „Rod“ schon seit über 20 Jahren Bassist der Band Die Ärzte und erfolgreicher Produzent und Solomusiker. „El Viaje“ folgt einer Filmidee, die er gemeinsam mit seinem ebenfalls als Sohn von Exilchilenen in Deutschland aufgewachsenen Freund entwickelt hat, dem Regisseur Nahual Lopez: Die Idee führt sie nach Chile.
Rodrigo taucht ein in die musikalische Welt, die bis heute vom kulturellen wie politischen Erbe der 70er Jahre geprägt ist, ohne aber in der Zeit stehen geblieben zu sein. Nach und nach bekommen wir Musiker vorgestellt wie „Macha“, Chef der Cumbia-Ska-Band Chico Trujillo, heutige Singer-Songwriter*innen wie Camila Moreno, Chinoy oder Alonso Núñez.
Wir begleiten Rod zu seinen Treffen mit dem inzwischen 75-jährigen Mitbegründer von Quilapayún, mit Inti-Illimani seinerzeit die bekannteste Politformation, deren Hymne „El Pueblo Unido“ jahrzehntelang die Chile-Solidarität musikalisch überwölbte.
„El Viaje“. Regie: Nahuel Lopez. Mit Rodrigo Gonzalez. Deutschland 2016, 92 Min.
Anders als die Presseankündigungen ist der Film angenehm frei von „Auf der Suche nach den eigenen Wurzeln“-Gedöns. Rod ist fasziniert von den Musikern, die er trifft, er ist selbst Musiker genug, um sofort eine Ebene zu finden.
Aber ihre Musik ist nicht seine. Es ist die seiner Eltern, seines Vaters, der Chilenen. „Hab ich nun auf dieser Reise etwas für mein Leben gelernt? Vielleicht ja, vielleicht auch nicht“, sagt Rodrigo in den Schlussminuten. Das ist schnörkellos. Passt.
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen
Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!