Doku über Sarah Wiener: Herde am Herd
Mehr als ein Kochkurs: die zehnteilige Dokureihe "Sarah und die Küchenkinder" (Mo. bis Fr., 20.15 Uhr, Arte).
Mag sein, dass Sarah Wiener im Egomarketing talentierter ist als am Herd, wie böse Zungen behaupten, aber als Kochlehrerin ist sie eine Wucht. Die Rolle steht ihr mindestens so gut wie die der Schülerin, als die sie, auch für Arte, in Frankreich und Italien "kulinarische Abenteuer" erlebte.
Nichts anderes bot Arte zwölf über den Internetauftritt des Senders gesuchten Kindern aus Deutschland, Belgien, Frankreich und der Schweiz im vergangenen Sommer. Auf einem Landsitz in der Provence bringt Wiener den 12- bis 14-Jährigen Kochen bei - und vermittelt dabei nicht nur die nötigen Handgriffe, sondern auch, worauf sie beim Einkaufen achten sollten und - auch das ist ja nicht mehr selbstverständlich - wie das Schnitzel auf den Teller kommt.
Kaum zu glauben, dass Wiener das Gespräch über die von den harten Jungs der Gruppe besuchte Schlachtung improvisiert haben soll, so feinfühlig und zugleich pragmatisch redet sie mit den Kindern übers Erlebte.
Ihren Charme verdankt die zehnteilige Dokureihe von Enrique Sánchez Lansch ("Rhythm Is It!") nach einer Idee von Sarah-Wiener-Entdecker Volker Heise aber nicht nur deren Gabe, ihren Schülern auf Augenhöhe zu begegnen, sondern auch den großartig gecasteten Kindern: Es gibt Kleine, Große, Stille, Laute, Ängstliche, Mutige, nur dicke Kinder vermisst man.
So heterogen ihre Charaktere sind, so homogen ist ihr sozialer Hintergrund. Dem deutsch-französischen Kultursender war Zweisprachigkeit wichtig, sodass in Südfrankreich die Kinder der Bildungsbürger zusammenkamen, die dort sonst auch Urlaub machen würden. Schade.
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