Doku kritisiert den WWF: Ein Panda mit Kratzern

In einer Doku wird der WWF harsch kritisiert. Schon vor der Erstausstrahlung droht die größte Umweltschutzorganisation der Welt mit rechtlichen Schritten.

Macht sich auch gut auf einem Abendkleid: Das Logo des WWF. Bild: dpa

Am Mittwochabend strahlt das Erste eine Koproduktion von SWR und WDR aus, die bis auf Kamerateam und Redaktion bisher niemand gesehen hat. "Der Pakt mit dem Panda - Was uns der WWF verschweigt" zeigt eine Recherche des Dokumentarfilmers Wilfried Huismann. Der ist um den Globus gereist, um herauszufinden, ob die Kooperation zwischen der größten Naturschutzorganisation der Welt, dem "World Wide Fund For Nature", und verschiedenen Großkonzernen wirklich zu mehr Nachhaltigkeit bei den Praktiken der Firmen führt.

Diese Frage sieht offenbar nicht nur der Filmemacher kritisch. Der WWF hat, lediglich auf Basis der TV-Ankündigung, bereits vor der Erstausstrahlung - also: ohne den Film zu kennen - Kritik angemeldet. "In den Ankündigungen gibt es drei Behauptungen, die schlichtweg falsch sind" sagt Marco Vollmar, WWF-Pressesprecher in Berlin.

So hieße es dort, der WWF würde zwar Spenden für Orang-Utans sammeln, aber das Filmteam habe vor Ort keine solchen Projekte gefunden. Außerdem würde der WWF auf Borneo mit Palmöl-Konzernen kooperieren, die für das Aussterben von Orang-Utans verantwortlich wären. Drittens wehrt sich der WWF gegen die Anschuldigung, er würde von Konzernen Geld für die Ausstellung von Nachhaltigkeitssiegeln nehmen.

Nachdem der WWF einen Anwalt engagiert hat, hat der WDR diese Aussagen inzwischen aus seinen TV-Ankündigungen gestrichen. Trotz dieses Zwischenfalls hält der Sender aber weiterhin an der Ausstrahlung des Filmes fest. "Wir haben ein Jahr lang detailliert recherchiert, da ist uns der Film natürlich wichtig", so Tibet Sinha, einer der Produzenten.

Verwunderlich ist die scharfe Kritik durch den WWF durchaus, da Vorwürfe dieser Art in den vergangenen Monaten häufiger aufgetreten sind. Greenpeace etwa bezeichnet insbesondere den Anbau von Palmöl auf der indonesischen Insel Borneo als umweltschädigend und zusätzliche Gefahr für bedrohte Arten. Auch die Kooperation des WWFs mit Großunternehmen wird aus dieser Richtung immer wieder als nicht strikt genug kritisiert. Und obwohl WWF-Pressesprecher Vollmar selbst meint, derlei Kritik sei in Ordnung und würde zum Diskurs beitragen, scheint der Film Huismanns ein besonderer Stein im Schuh des WWF zu sein.

Die Sache mit dem Palmöl

"Das liegt daran, dass der WWF nicht will, dass über diese Dinge öffentlich diskutiert wird", meint der Filmemacher. "Immerhin ist das WWF-Symbol, der Panda, laut Marktforschung die viertglaubwürdigste Marke der Welt. Das bringe allen Beteiligten etwas. Natürlich habe er auch ein Projekt gefunden, bei dem Regenwald durch die Zusammenarbeit von Plantagen und dem WWF gerettet wurde, so Huismann weiter. "80 Hektar Regenwald wurden gerettet, 1.400 Hektar zur Palmölplantage umgewandelt. Auf dieser Fläche kann der Orang-Utan nicht überleben, aber die Fotos sehen hier bei uns in Deutschland natürlich toll aus."

WWF-Mitarbeiterin Dörte Bieler erklärte laut Huismann in einem Interview, dass dieses letzte Stück Wald ohne die Zusammenarbeit des WWF mit der Plantage auch noch abgeholzt worden wäre.

Es ist das einzige Interview, das Huismann mit dem WWF bekam. WWF-Pressesprecher Vollmar scheint es nun jedoch besondere Kopfschmerzen zu bereiten. Laut Vollmar war Bieler zu dem Zeitpunkt des Interviews noch nicht lange beim WWF. Außerdem habe sie sich bei den Fragen des Filmemachers nach den negativen Folgen des Palmölanbaus unwohl gefühlt.

Und das, obwohl sie kurz vorher einen Vortrag auf der Konferenz zum Thema Bioenergie 2010 gehalten hatte. Vollmar sieht darin eine unfaire Praktik des Journalisten, "normalerweise könne man sich auf solche Interviews vorbereiten", meint er. Im Zweifelsfall werde der WWF auch im Nachhinein rechtliche Schritte einleiten, wenn in der Dokumentation oder dem Interview Aussagen auftauchen, die er für falsch hält.

22. Juni, 23.30 Uhr, ARD

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