Doku "Auf der Suche nach Peter Hartz": Ab und zu auch mal die Wahrheit
Lutz Hachmeisters Doku über Peter Hartz (Dienstag, 22.25 Uhr, 3sat) ist lehrreich – auch als weitere Facette der Debatte um Christian Wulff.
"Diese mediale Tortur hätte ich mir gern erspart", sagt der Protagonist. Es ist nicht Christian Wulff, obwohl der später auch große Töne spuckt. Der Mann im Bild heißt Peter Hartz.
Der ist – eher unfreiwillig, wie er vermitteln möchte – als Namensgeber einer umstrittenen Systemreform in Sachen Arbeitslosigkeit weiter in aller Munde. Und in Wahrheit wieder da angekommen, wo auch für ihn alles begann: im Saarland, wo er heute mit neuen Ideen Existenzgründern auf die Sprünge helfen will.
Lutz Hachmeisters Doku "Auf der Suche nach Peter Hartz", deren etwas zu lang geratene Langfassung am Dienstag erstmals auf 3sat läuft, ist auch als weitere Facette der Debatte um Christian Wulff lehrreich. Hartz war schließlich Arbeitsdirektor bei VW und hielt als Einziger für den Korruptionsskandal und die "Landschaftspflege" bei Betriebsräten inklusive Lustreisen den Kopf hin, während der Rest des Vorstands von rein gar nichts gewusst haben wollte.
Die Empörung war 2005/2006 groß. Und mit als Erster saß derjenige als niedersächsischer Ministerpräsident auf dem Zaun, der qua Amt automatisch VW-Aufsichtsrat ist: "Die, die sich etwas zu Schulden kommen haben lassen, werden ihre Plätze räumen", gibt Wulff den Aufräumer.
Er erläutert auch die innige Verbindung zu seinem mittlerweile geschassten Sprecher und Intimus Olaf Glaeseker. Der sei bei Journalisten beliebt, weil er "die Wahrheit" und ab und zu auch "gar nichts" sage, statt sie für dumm zu verkaufen. Glaeseker sei "verlässlich und zuverlässig" und "deshalb passt er ja so gut zu mir", sagt Wulff.
Peter Hartz, dessen Motivation für die Betriebsrats-Günstlingswirtschaft auch Hachmeister nicht ergründen kann, gibt der heutige Bundespräsident noch einen interessanten Rat mit auf den Weg: "Ein solches Rücktrittsgesuch ist immer auch die Chance eines neuen Anfangs."
Dienstag, 10. Januar, 22.25 Uhr, 3sat
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Anschlag in Magdeburg
„Eine Schockstarre, die bis jetzt anhält“
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
Russische Männer auf TikTok
Bloß nicht zum Vorbild nehmen
Wirbel um KI von Apple
BBC kritisiert „Apple Intelligence“
Nach dem Anschlag in Magdeburg
Rechtsextreme instrumentalisieren Gedenken
Umgang mit nervigen Bannern
Bundesrat billigt neue Regeln für Cookies