■ Freitag im Institut Francais: Documents Interdits
Freitag im Institut Francais
Documents Interdits
Auf Wuppertal zu schießen, und sei's mit häßlich-haarigen Fett- Fliegen als Munition, das muß ins Auge gehen! Daran läßt das Performance-Trick-Video Freilandversuch von Dieter Lennartz keinen Zweifel. Oder ist es am Ende der Freiland-Versuch mit den Reagenz-Glas-Fliegen, der da ins Auge geht? Jedenfalls spazieren die Fliegen schlußendlich in der Pupille des Schützen herum — ein Anlaß, mal wieder laut „Iiihhh“ zu rufen.
Sarkasmus und skurriler Humor sind die Verbindungslinien, die vom 9-minütigen Lennartz-Video zum Hauptprogramm des Abends verlaufen: Zu den Documents Interdits, was soviel wie „unterdrückte Dokumente“ heißt und Video-Arbeiten des Franzosen Jean-Teddy Filippe sind. Das alles wird am Freitag abend im Institut Francais gezeigt.
Mit Filippe präsentiert das Blue-Box-Filmbüro einen sarkastischen Phantasten. Er erfindet mit seinen Bildern Wirklichkeit, simuliert Dokumentation und trickst die ZuschauerInnen aus. Nicht völlig — weil natürlich jedeR weiß, daß der Filmcharakter Stephen, als er zum Beispiel in die Sanddüne springt und verschwindet, nicht wirklich weg ist. So dumm ist niemand!
Aber: daß mit der Kamera der Beweis menschlicher Verflüchtigung aufgezeichnet wurde, das ist perfide. Und weckt Zweifel: Vielleicht stimmt die Story, und Stephen ist doch verschwunden?
Irritationen hervorrufen, das ist die Absicht von Jean-Teddy Filippe. Er will verwirren, den guten Glauben ins Bild erschüttern, aufrütteln — und erheitern. Zu diesem Zweck verleiht er den verrücktesten Begebenheiten den dokumentarischen Charakter einer Fernsehsendung.
Seine Arbeit bleibt nicht folgenlos: Wenn das Zweifel-Gespenst erst einmal erwacht ist, könnte die Irritation zur Heimsuchung werden. Jeden Abend aufs neue: Sind die Tagesthemen doch nur erfunden?? ede
Freitag, 20 Uhr (frz.), 21 Uhr (engl.), Institut Francais, Contrescarpe 19
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