Dittrich & Schlechtriem: Ein neues Schaf für den kleinen Prinzen
Der höflichen Aufforderung des kleinen Prinzen an den bruchgelandeten Piloten in der Geschichte von Antoine de Saint-Exupery – „Bitte … zeichne mir ein Schaf!“ – kommt auch Soufiane Ababris in seinen „Bedworks“ nach. Sein Schaf allerdings trägt fleischfarbenes Fell und eine leuchtend rote Eichel am Kopf. Überhaupt erzählt Ababris homoerotisch aufgeladene Version des bekannten Kunstmärchens, die momentan in der Galerie Dittrich & Schlechtriem zu besichtigen ist, dieses unter etwas anderen Vorzeichen. So trifft der blonde kleine Prinz darin statt des weißen Piloten einen arabischen Einheimischen. Gestählte, wie in einem Pornoheftchen dauererigierte maskuline Körper begegnen und umgarnen sich, necken sich, kommen zusammen und trennen sich wieder.
Ababris zeichnet seine „Bedworks“ im Bett liegend – daher rührt auch ihr Name – mit billigen Supermarktstiften auf Papier. Der Künstler spielt mit den Erwartungshaltungen, auch denen der Kunst. Abrabi fordert sein Publikum heraus, hinter der naiven Anmutung der Zeichnungen verbirgt sich eine vielschichtige Auseinandersetzung mit sexueller wie kultureller Dominanz, mit der Fetischierung nichtweißer männlicher Körper, mit der in sich verschränkten, mehrfachen Diskriminierung schwuler Araber in seinem Geburtsland Marokko wie in Europa. (bsh)
Bis 1. 2., Di.–Sa. 11–18 Uhr, Linienstr. 23
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