Diskutiert: Was bringen die Versuche an Affen?
■ Angesichts der Verlängerung der Tierversuche an der Uni hatten die Grünen zur Diskussion gebeten
Die Affenversuche an der Bremer Universität gehen erst mal weiter. Deshalb hatten die Grünen zur Diskussion in die Bürgerschaft gebeten. Es traten an: drei Tierversuchsgegner, ein Senatsvertreter, ein Uni-Rektor – kein Hirn-Forscher. Andreas Kreiter, der anhand von Versuchen an den Gehirnen von Makaken-Affen Rückschlüsse auf das menschliche Gehirn ziehen will, war an diesem Montagabend nicht eingeladen. Mit Absicht. „Um eine emotionale Kontroverse zu vermeiden“, so Moderator Hermann Kuhn von den Grünen.
Seit drei Jahren experimentiert Kreiter mit den Makaken. Dagegen waren Tierschützer damals zu Beginn der Versuche Sturm gelaufen und hatten versucht, mit einem Bürgerantrag die Tierversuche zu stoppen. Das lehnte die Bürgerschaft ab. Die damalige Genehmigung war auf drei Jahre befristet – und die sind jetzt um.
Matthias Gruhl, Mitarbeiter im Gesundheitsressort und zuständig für die Bearbeitung von Kreiters Verlängerungsantrag, erklärte der Runde das Verfahren: „Kreiter hat einen Antrag auf weitere drei Jahre gestellt. Jetzt läuft das Verfahren, und so lange ist eine vorläufige Nachverlängerung gegeben.“
Diese Verlängerung gilt für maximal ein Jahr, kann aber um ein weiteres Jahr verlängert werden. Falls das komplizierte Verfahren dann immer noch nicht abgeschlossen ist. Die vorläufige Verlängerung wird nicht auf die dann möglicherweise genehmigten drei weiteren Jahre angerechnet.
Wolfgang Apel, Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, kritisierte das umständliche und geheimniskrämerische Verfahren: „Die angeblich im Dienste der Menschheit gesammelten Daten werden der Öffentlichkeit verheimlicht.“
Und Ursula Sauer von der Akademie für Tierschutz in München äußerte starke Zweifel an Kreiters Ansatz: „Diese Daten lassen sich zudem nur mangelhaft auf den Menschen übertragen. Wir lehnen die Tierversuche auch aus ethischen Gründen ab. Es gibt Forschungsmethoden ohne Affenversuche“. Sie verwies auf computergestützte Verfahren, wobei Körperteile und Organe scheibchenweise abgebildet und zusammengefügt werden – so ließe sich auch Hirnleistung sichtbar machen.
Dagegen hielt der Rektor der Uni Bremen, Jürgen Timm: „Um Fortschritte in der Therapie von Hirnerkrankungen wie beispielsweise Alzheimer zu machen, muss man wissen, was im Gehirn vor sich geht.“ Zu verstehen, was im Gehirn wie vor sich geht – das sei Kreiters Anliegen.
Für den Tierschutzverein gilt es indes als erwiesen, dass die Bremer Tierversuche mit der Bekämpfung von Parkinson oder Alzheimer nichts zu tun haben.
Rektor Timm sprach von der Hoffnung, die Tierversuche minimieren zu können. „Zudem“, betonte er, „kommen die Versuchstiere nicht irgendwo aus Afrika, sondern aus Züchtungsanstalten.“
Diese Bemerkung wurde durch missfälliges Gemurmel aus den Zuhörerreihen kommentiert. Ursula Sauer kontert: „Diese Züchtungsanstalten holen sich die Tiere zum Teil durch Importe.“
C.Wi.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen