Diskussion über Drug-Checking: Tests ohne Gütesiegel
Modellprojekt gestartet – theoretisch. Denn es gibt noch viele Fragen. Noch fehlen Zusagen von Staatsanwaltschaft und Polizei, nicht auf Beratungsstellen zuzugreifen.
Der angekündigte Gast aus Wien, so heißt es zu Beginn der Podiumsdiskussion am Mittwochabend im Technoclub About Blank, habe es leider nicht nach Berlin geschafft. Aber drei Fragen habe er per Video beantwortet. Das wolle man nun zeigen. Doch dann spinnt die Technik. Ein holpriger Start – und damit das passende Sinnbild für das Thema des Abends: Es geht um Drug-Checking.
Seit Mitte der 90er-Jahre versuchen Initiativen, das Testen von Drogen auf ihre Qualität als Maßnahme zur Schadensminimierung von Drogenkonsum einzuführen. Sie scheiterten. Jetzt steht die Umsetzung von Drug-Checking im rot-rot-grünen Koalitionsvertrag in Berlin – und am 1. November startete das Modellprojekt. 150.000 Euro stehen für 2018 und 2019 bereit. Drei Träger haben den Zuschlag für die Umsetzung bekommen: Fixpunkt, ein Verein für akzeptierende Drogenhilfe; Vista, ein Verbund für integrative soziale und therapeutische Arbeit und die Schwulenberatung.
In dem schmalen Raum stehen nicht nur rund 100 Leute – meist Ende 20, Fusion-Shirts, karierte Hemden, Undercuts – sondern auch viele Fragen. Antworten liefern Astrid Leicht, Geschäftsführerin von Fixpunkt, Stephan Jäkel von der Schwulenberatung, sowie Niklas Schrader, drogenpolitischer Sprecher der Linksfraktion.
Wie die Tests ablaufen? Drei Sprechstunden soll es an Stationen in Beratungsstellen pro Woche geben. Wer Drogen testen lassen möchte, bringt sie dort hin. Ein Gespräch ist dabei obligatorisch. Wenn nach ungefähr vier Tagen das Laborergebnis vorliegt, wird es gemeinsam mit einer pharmazeutischen Fachkraft besprochen. „Es gibt kein Gütesiegel für die Tablette“, sagt Stephan Jäkel. „Aber jede:r Konsument:in soll eine informierte Entscheidung treffen können.“
Noch kein genauer Startpunkt
Wofür das Geld verwendet werde? Das meiste Geld soll genutzt werden, um Labore mit den Tests zu beauftragen. Denn das Drug-Checking soll für die Nutzer:innen auf Spendenbasis sein. Wann es losgehe? „Einen genauen Startpunkt kann ich noch nicht sagen“, so Astrid Leicht. „Wir werden erst Substanzen entgegennehmen, wenn die Zusagen von Staatsanwaltschaft und Polizei vorliegen, dass sie nicht vor unseren Beratungsstellen zugreifen werden.“
Denn noch immer steht dem Drug-Checking im Weg, dass der Besitz illegaler Drogen eine Straftat ist. Die untersuchende Chemikerin könnte sich also strafbar machen. Und die Polizei müsste nach dem Legalitätsprinzip bei Verdacht einer Straftat ermitteln. Dass eine Person, die zu einem Drug-Checking geht, Drogen in der Tasche hat, könnte ein solcher Verdacht sein. Niklas Schrader von der Linken zeigt sich aber zuversichtlich, dass es eine Einigung mit Polizei und Staatsanwaltschaft geben könne. Auch, wenn die Gespräche schwierig werden.
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