Discounter: Geiz ist gesünder
Spitzenweine bei Aldi, Bionade bei McDonalds: Warum die Qualität bei Discountern oder Ketten meist besser ist.
Eine Nachricht, die Gourmets verstören wird, das ist sicher. Aber eine Mitteilung, die unbedingt überliefert gehört, weil sie keine Ausnahme schildert, sondern die Regel: Raimund Prüm, Spitzenwinzer an der Mosel, wird einen Teil seiner Erzeugnisse dem Discounter Aldi-Süd zum Verkauf zur Verfügung stellen. Das irritiert allein deshalb, weil der gute Mann unter Kennern einen prima Ruf genießt. Aber, was den Massenlebensmittelanbieter anbetrifft, gewiss ist ebenso: Wer gute Lebensmittel kaufen will, das heißt sicher, schadstoffarm und von piccobello Qualität, ist mit einem Einkauf in einem Supermarkt der "Geiz ist geil"-Sorte bestens bedient, jedenfalls besser als in den meisten Delikatessenläden.
Denn nicht nur dass Aldi und Lidl alkoholische Getränke der famosen Sorte anzubieten vermögen, und zwar zu einem zumutbaren Preis, sie haben auch die besten Kosmetika, wie Stiftung Warentest vor Monaten zu bilanzieren wusste. All die Lancasters und Shiseidos schnitten schlechter ab. Wir als Verbraucher können bei den geldschluckenden Marken nur noch kaufen, weil wir uns nicht mit dem Ausweis blamieren wollen, diese oder jene Tagescreme bei Aldi erstanden zu haben. Wie sähe das denn aus?
Auch in anderer Hinsicht warten die Discounter immer wieder mit feinen Überraschungen auf: Stets sind sie es, die nicht bei Qualitätskontrollen - durch die Bürgerrechtsorganisation Foodwatch oder durch Greenpeace - mit Fiesigkeiten auffallen. Sie hatten niemals Zimtsterne in Umlauf gebracht, die cumarinbelastet sind; acrylamidkontaminierte Kartoffelchips liegen in ihren Regalen nicht. Das hat zwar wenig, möglicherweise gar nichts mit Verantwortungs- und Gesundheitsbewusstsein zu tun. Sondern in erster Linie damit, dass sich beide Ketten keine Produkte anzubieten erlauben können, die verdächtig scheinen oder es gar sind. Die Rufschädigung schlüge sofort auf alle Bilanzen.
Ähnlich ist es bei McDonalds: Wer das bestkontrollierte Rindfleisch in diesem Lande speisen will, muss auf Burger jenes Imbisses zurückgreifen - es ist fast garantiert von durchleuchtetster Qualität. Und der Wein des Raimund Prüm bekräftigt nun abermals den heimlichen Leumund, die Discounter haben nichts gegen Qualität. Gourmets mögen die Nasen rümpfen: Sollen sie doch in ihre kleinen Lädchen gehen. Ihr Abgrenzungsgewinn - Fusel für die Prolls, uns nur das Edelste - ist fast verschwunden. Feine Sache, das!
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