Direktkandidaten-Kampf in Friedrichshain-Kreuzberg: Kampf gegen den grünen Riesen

Jeder darf mal ran: Drei SPDler wollen Direktkandidat für Friedrichshain-Kreuzberg werden - und schenken dem grünen "König von Kreuzberg", Christian Ströbele, dabei kräftig ein.

Die SPD in Friedrichshain-Kreuzberg will bei der Bundestagswahl 2009 mit persönlichen Angriffen auf den Grünen-Kandidaten Hans-Christian Ströbele punkten. "Ströbele setzt sich im Bundestag nicht für seinen Wahlkreis ein", behauptet Harald Georgii, der gerne für die SPD als Direktkandidat gegen Ströbele antreten würde. Er jedenfalls habe ihn "in den Gesetzgebungsverfahren in den für diesen Bezirk wichtigen Fragen nie gesehen". Man müsse die Wähler auch auf den Widerspruch hinweisen, dass Ströbele zwar in der Öffentlichkeit als "Säulenheiliger" für linke Visionen stehe, dies aber in krassem Gegensatz zu der realpolitischen Linie des Grünen-Bezirksbürgermeisters stehe.

Neben Georgii wollen auch Björn Böhning und Ahmet Iyidirli Direktkandidat der SPD werden. Die Entscheidung treffen die Parteimitglieder. Am Dienstagabend im "Famliengarten" auf der Oranienstraße war die erste Diskussionsveranstaltung mit den drei Bewerbern. Auch Böhning und Iyidirli griffen dabei Ströbele an. "Wo war er denn, als es um die Privatisierung der Bundesdruckerei ging und um die Arbeitsplätze dort?", fragte Böhning. "Über Ströbele werden viele Legenden erzählt, aber er surft nur ab und zu durch den Wahlkreis, und das reicht nicht mehr", so Iyidirli.

Ströbele ist der bundesweit einzige direkt gewählte Grünen-Abgeordnete. Bei der Bundestagswahl 2005 erhielt er mehr als doppelt so viele Stimmen wie der zweitplatzierte Kandidat - das war damals Iyidirli. Ob der nochmals aufgestellt wird, ist nun zweifelhaft - an diesem Abend zumindest bekam Georgii eindeutig den meisten Applaus. Der Mitarbeiter in der Bundestagsverwaltung hatte sich in der Debatte zum Beispiel für einen Rückzug der Bundeswehr aus Afghanistan ausgesprochen. "Der Einsatz ist gescheitert", sagte er.

Böhning, Exchef der Jusos, Sprecher der SPD-Linken und Mitarbeiter von Klaus Wowereit in der Senatskanzlei, war gegen den Abzug der Soldaten: "Sollen wir das Land den Taliban überlassen?" Die Bundeswehr sichere den Wiederaufbau ab, er würde daher für die Verlängerung des Einsatzes stimmen. Georgii hielt dagegen: "Afghanistan gehört doch schon längst den Taliban, wir kontrollieren nur noch einen kleinen Teil."

Und nicht nur die große internationale Politik treibt die Kandidaten um. Mit ganz handfesten Verbesserungen vor Ort will Böhning junge Zielgruppen ansprechen: Er fordert einen öffentlichen drahtlosen Internetzugang für Flächen wie den Görlitzer Park.

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