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Dioxin illegal nach Frankreich?

■ Bundesdeutsche Müllverbrennungsanlagen deponieren Dioxinstaub angeblich illegal in Frankreich Französische Umweltgruppe „Bourgogne–Ecologie“ beruft sich auf deutsche Quellen

Von Gerd Rosenkranz

Berlin (taz) - Nach Informationen der französischen Umweltschutzgruppe „Bourgogne–Ecologie“ werden dioxinhaltige Filterstäube aus bundesdeutschen Müllverbrennungsanlagen seit Jahren illegal in der Deponie von Montchanin eingelagert. Nach Angaben der Gruppe wird der Giftmüll falsch deklariert angeliefert. Die Kennzeichen der anliefernden Lastwagen werden auf ihrem Weg aus der Bundesrepublik nach Frankreich ausgetauscht, erklärt „Bourgogne Ecologie“ unter Berufung auf bundesdeutsche Umweltschutzorganisationen. Die Vorwürfe sind in einem Schreiben enthalten, das ein oppositioneller Gemeinderatsvertreter nach Informationen der taz am vergangenen Freitag dem Gemeinderat in Montchanin vorgelegt hat. Die französische Presse berichtete am Montag über den Vorgang. In dem Schreiben heißt es weiter, auf deutscher Seite sei 1984 die „Hessische Industriemüll“ (HIM), die sich zu 40 Prozent in öffentlicher Hand befindet, an den illegalen Geschäften beteiligt gewesen. Gegenwärtig liefere die im baden–württembergischen Rheinau ansässige Firma Seifermann dioxinhaltige Abfälle an. Die Firma verarbeitet unter anderem Industrie– und Klärschlämme. Der Gemeinderat von Montchanin hatte 1984 die Einlagerung dioxinhaltiger Filterstäube aus der Bundesrepublik mehrheitlich abgelehnt, obwohl die Deponie in dem französischen Ort nach Angaben des Secretaire Generale der Gemeinde, Thiriet, auch für weit giftigere Abfälle geeignet sei. Im Frühjahr 1985 hatte der hessische Mülltourismus nach Frankreich erstmals für Schlagzeilen gesorgt, als zunächst zehn Tonnen dioxinhaltige Asche aus der Darmstädter Müllverbrennungsanlage versuchsweise nach Montchanin ge liefert werden sollten. Damals stoppte der örtliche Gemeinderat das Vorhaben. Mit Zustimmung des französischen Umweltministeriums sollte das bundesdeutsche Müllproblem schließlich in der völlig ungeeigneten Deponie der lothringischen Gemeinde Montois–la–Montagne gelöst werden. Der dortige Bürgermeister stimmte dem Handel zunächst zu. Aber auch in der 2.300–Seelen– Gemeinde formierte sich daraufhin spontaner Widerstand. 15 Mitglieder einer Aktionsgruppe „SOS Dioxin“ blockierten Mitte April 1985 Lastwagen aus dem Hessischen auf ihrem Weg zur Deponie und zwangen sie zur Umkehr. Daraufhin wurde der Versuch, bundesdeutsche dioxinhaltige Filterstäube in Frankreich loszuwerden, angeblich endgültig aufgegeben.

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