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Digitalisierung in der SchuleLaptops ins Lehrerzimmer!

Anna Lehmann
Kommentar von Anna Lehmann

Eine halbe Milliarde für Lehrer-Laptops! Klingt gewaltig, ist aber nur ein Anfang: Fürs digitale Lernen muss auch umgebaut und fortgebildet werden.

Drei Monate E-Learning bewirken noch keinen Digitalisierungsschub Foto: dpa

V on wegen Krise als Chance! Neulich auf einem Elternabend: Der Klassenleiter bat die Eltern, zum Austausch von Nachrichten doch wieder das Hausaufgabenheft zu benutzen. Während seiner Arbeitszeit könne er keine E-Mails beantworten. Es gebe keine digitalen Arbeitsplätze in der Schule. Dieses leider wahre Beispiel zeigt: Drei Monate E-Learning bewirken noch keinen Digitalisierungsschub.

Wenn die Koalition nun beschlossen hat, dass alle Lehrer:innen künftig Dienstlaptops bekommen, dann mag man weniger jubeln als seufzen: Na endlich! Dass dafür eine halbe Milliarde Euro ausgegeben wird, ist nur selbstverständlich. Denn so wie früher Zeigestock und Kreide gehören heute Laptops zu den Grundarbeitsmitteln im Lernalltag.

Doch mit der Bereitstellung von Hardware ist es nicht getan. Es nützt wenig, wenn der Klassenleiter seinen Dienstlaptop nach Hause schleppt. Der sollte in der Schule stehen, auf einem Arbeitsplatz mit WLAN-Anschluss. Doch viele Schulen sind dafür gar nicht eingerichtet. In den Lehrerzimmern haben nur Garderobenständer und Kaffeemaschine ihre angestammten Plätze.

Pünktlich nach dem letzten Klingelzeichen verlassen daher viele Lehre­r:in­nen die Schule und eilen an ihren zweiten Arbeitsplatz zu Hause. In Zeiten, wo immer mehr Schulen auf Ganztagsbetrieb umstellen und Schüler:innen bis weit in den Nachmittag Zeit dort verbringen, mutet diese Flucht ins Homeoffice anachronistisch an.

Mit Präsentationen beglückt

Doch selbst dort, wo Computer regelmäßig im Unterricht eingesetzt werden, geschieht das oft weit unter Potenzial, nämlich um Schüler:innen im Frontalunterricht mit Präsentationen zu beglücken. Doch digitales Lernen hat nur dann einen Mehrwert, wenn es auch mit neuen Lehr- und Lernkonzepten verbunden ist. Dafür müssen sich LehrerInnen fortbilden und vernetzen können, zur Not verpflichtend.

Damit das digitale Lernen wirklich vorankommt, ist auch eine Fortbildungs- und eine Schulbauoffensive nötig. Sonst verharren wir beim Hausaufgabenheft.

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Anna Lehmann
Leiterin Parlamentsbüro
Schwerpunkte SPD und Kanzleramt sowie Innenpolitik und Bildung. Leitete bis Februar 2022 gemeinschaftlich das Inlandsressort der taz und kümmerte sich um die Linkspartei. "Zur Elite bitte hier entlang: Kaderschmieden und Eliteschulen von heute" erschien 2016.
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2 Kommentare

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  • Was ist denn das Problem dabei Nachrichten mit den Leherer*innen per Hausaufgabenheft auszutauschen? Oder andersherum gefragt, ist der Vorteil diese gelegentliche Kommunikation per Mail abwickeln zu können tatsächlich so groß, dass sich dafür die Investition einer Milliardensumme lohnt, die sicher auch für andere Zwecke in den Schulen gut gebraucht werden könnte?



    "Denn so wie früher Zeigestock und Kreide gehören heute Laptops zu den Grundarbeitsmitteln im Lernalltag."



    Das ist ja erstmal eine Behauptung die sich im Wesentlichen darauf stützt, dass Kopfarbeit anno 2020 eben am Rechner erledigt wird, weil das nun mal so ist. Und während ein softwaregestüzter Workflow bei sehr vielen Arbeiten unbestreitbar Vorteile bietet würde ich gerade im Schulkontext die Vor- und Nachteile sehr kritisch gegeneinander abwägen. Dafür, dass sich der Lernprozess erheblich beschleunigt nur weil er vorm Laptop stattfindet sehe ich wenig Anhaltspunkte, eher die Gefahr, dass es bei einem Lernen das auf nette Videohäppchen und Gamification setzt zu einer inhaltlichen Verflachung kommt. Gleichzeitig sollte man sich keine Illussionen darüber machen, dass die Geräte dann auch nur ihrem Zweck entsprechend genutzt werden, Fortnite und YouPorn sind schließlich nur einen Mausklick entfernt und sich gegenseitig diverse Viren und Trojaner aufs System zu spielen verspricht auch allerlei Spaß.



    So sehr ich den Schüler*innen auch eine state-of-the-art IT-Infrastruktur gönnen würde, die ganze "Digitalisierung" der Schulen schafft mehr Probleme als sie lösen wird.

  • Ist denn der verlangte Schritt von Zeigestock und Tafelkreide zu aktuellen Notebooks und Email nicht für viele altgediente Lehrer zu groß?



    Das Beispiel mit dem Hausaufgabenheft ist sicher kein Einzelfall - und Papier und Bleistift gewohnter.