NEU IM KINO : Diese Woche frisch
Schmetterling und Taucherglocke
F/USA 2007. Regie: Julian Schnabel. 112 Min.
Jean-Dominique Bauby war Chefredakteur der Elle, ein sinnenfroher Mann, dessen Leben alle Möglichkeiten bot, bis es 1995 jäh unterbrochen wurde. Nachdem er aus dem Koma erwacht war, blieb ihm noch die Zeit, ein Buch zu schreiben über seine Erfahrungen – er kommunizierte jeden einzelnen Buchstaben durch eine Bewegung des einen Auges, das er noch kontrollieren konnte. Der Rest seines Körpers war gelähmt, er war eingesperrt in sich selbst, reduziert auf seine Erinnerungen. Kein Stoff für das Kino, scheint es auf den ersten Blick. Julian Schnabel sah die Sache umgekehrt. Dem Maler und Parttime-Regisseur geht es um ein Leben, das von der Imagination aufgezehrt wird, um ein ablaufendes Schicksal, heroisch und in einem sehr weit gefassten Sinn künstlerisch frei.
Half Nelson
USA 2006. Regie: Ryan Fleck. 106 Min.
Dan ist Lehrer aus Überzeugung. Weiß und knappe Dreißig, unterrichtet er mit Charisma eine Klasse überwiegend afroamerikanischer Teenager in Brooklyn. Der Idealismus, den er seiner Klasse predigt, ist Antrieb auch seiner Entscheidungen. Jedenfalls meistens. Denn außerhalb des Klassenzimmers braucht Dan seine tägliche Dosis Crack, um noch weitermachen zu können. Eines Tages entdeckt ausgerechnet seine begabteste Schülerin Drey den völlig zugedröhnten Lehrer, der wiederum versucht, Drey vor einer Karriere als Drogenkurierin zu bewahren. Ein kleiner, stiller Film, der die großen Themen – Menschenrechte, Rassismus, Krieg, soziale Diskriminierung – im Blick behält und auf der alltäglichen Ebene individueller Erfahrungen wirksam werden lässt.
SCHMETTERLING UND TAUCHERGLOCKE: Delphie, fsk, Hackesche Höfe, International, Kulturbrauerei, Thalia Potsdam, Yorck. HALF NELSON: Central, Eiszeit, Kant