neu im kino : Diese Woche frisch
Borat
USA 2006, Regie: Larry Charles. 82 Min.
Kasachstan – das war für uns ein wohlklingender Name und ein großer Fleck irgendwo ziemlich weit hinten auf dem Globus, bis sich der britische Komiker Sacha Baron Cohen zum ersten Bürger dieses Landes erklärte. Als Borat Sagdiyev lebt er nun in einem Kaff, wo an Feiertagen Juden durch die Straße getrieben werden, als Erinnerung an frühere Pogrome. Frauen werden vor Karren gespannt, die Schwester ist die viertbeste Prostituierte Kasachstans und Borat selbst der Intellektuelle des Dorfes. Deshalb wird er auf eine Reise mit folgendem Ziel geschickt: Kulturelle Lernung von Amerika, um Benefiz für glorreiche Nation von Kasachstan zu machen.
Borat ist zwar eine Kunstfigur, aber Sacha Baron Cohen hat die kulturelle Lernung radikal ernst genommen. Die Reise in die USA hat er tatsächlich gemacht, und die mitgebrachten Aufnahmen sind authentisch. Sie zeigen, wie Leute, denen zwar nicht die Kamera, wohl aber der Kontext der Aufnahmen verdeckt bleibt, auf einen rassistischen Macho reagieren. Manche brechen irritiert das Gespräch ab und andere wiederum geben leutselig Antworten auf unglaubliche Fragen. Sacha Baron Cohen hält dabei so hartnäckig an seinem Alter Ego Borat fest, dass er an vielen Orten tatsächlich als Vertreter Kasachstans empfangen wird. Der Höhepunkt von Borats Reise ist sein Auftritt bei einem Rodeo: Dort wünscht er den USA alles Gute für den „terror of war“ und singt den Text der kasachischen Hymne zur Musik der amerikanischen. Diese Szenen machen auch klar, dass die Entstellung Kasachstans strategisches Manöver ist, um die fragwürdigen Vorstellungen von Zivilisation und Modernität zu entlarven und den historischen Vorsprung, den sich der Westen daraus errechnet, zu hinterfragen.