■ Diepgen des Tages: Volker Liepelt
Zum Jahrestag des Mauerbaus hat Volker Liepelt die Mauer in den Köpfen durch das Brett vorm Kopf ersetzt. Der Mann hat von allen Gründen, aus denen man die SPD verachten kann, den nichtigsten entdeckt: Walter Momper hat eine Pressekonferenz abgehalten, während zur gleichen Stunde Liepelts Verein für Frontstadtberliner e.V. einen Kranz zum Gedenken an den DDR-Flüchtling Peter Fechter – und an die nächste Wahl – abwarf. Damit nicht genug: Jetzt will der Verband von Betonköpfen, die erst beim Holocaust-Mahnmal ihre Fähigkeit zum Mauern bewiesen haben, auch noch ein „Mauer-Mahnmal“ zum Gedenken an die „ganze Schrecklichkeit der Mauer“ errichten, jenem Bauwerk also, das immerhin 16 Millionen Menschen eine geraume Zeit vor der ganzen Schrecklichkeit der West-Berliner CDU bewahrte. Wie der Arsch auf den Eimer passt dazu, dass Liepelts Kampfbund gegen Unmenschlichkeit gestern abend auf der Glienicker Brücke in Ermangelung der Leiche Erich Honeckers Kerzen entflammen ließ. Man darf aber hoffen, dass der Weltöffentlichkeit der Anblick kopfmäßig verwahrloster Konservativer erspart bleibt: Die Nachrichtenagentur dpa jedenfalls kündigte an: „21 Uhr, keine weitere Berichterstattung geplant.“ Molly Bluhm
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