: Dienstleistung kommt
■ Schon vier von fünf HamburgerInnen arbeiten im Servicebereich
arbeiten im Servicebereich
Erst war der Mensch JägerIn. Dann BäuerIn. Dann IndustriearbeiterIn. Und heute? PizzaausträgerIn! RechtsanwältIn! TazzlerIn! ComputerdesignerIn! Dieser aufregenden Entwicklung sind die wakkeren Analytiker der Hamburgischen Landesbank wieder einmal in datenfreudiger Fleißarbeit nachgegangen, wie ihre gestern vorgelegte Studie zur Hamburger "Beschäftigung im Wandel" beweist.
Die Kernaussage der Analyse: "Der Trend zur Dienstleistungsgesellschaft ist ungebrochen." Nur noch 20 Prozent der Arbeitsplätze entfallen auf das produzierende Gewerbe — JägerInnen, SammlerInnen und BäuerInnen sind mit 0,9 Prozent schon fast ausgestorben. Die Dienstleistungberufe liegen bereits bei knapp 80 Prozent. Im Bundesdurchschnitt (Altländer) dagegen stellt die Produktion noch 34 Prozent der Arbeitsplätze, die Dienstleistung bringt es „nur“ auf 65 Prozent.
Bei genauerer Betrachtung verbergen sich hinter diesen Zahlen interessante Trends. Im Vormarsch sind heute weniger die PizzabäckerInnen als die sogenannten "produktionsorientierten Dienstleistungen". Arbeiten, die im Zusammenhang mit dem Produktionssektor stehen.
Und: Innerhalb der Industrie selbst nimmt der Anteil von Dienstleistungstätigkeiten ständig zu. In Hamburg machen die klassischen „Produktionsberufe“ heute nicht einmal mehr 50 Prozent der Industriearbeitsplätze aus.
Im Klartext: Der klassische Industriearbeitsplatz verliert rapide an Bedeutung. Die Landesbank schlußfolgert daraus allerdings messerscharf, die Vorstellung, Pizzabacken würde Computer-Chips- Backen ablösen können, sei irrig. Gerade eine Dienstleistungsmetropole wie Hamburg sei auf die Industrie als Anreger von Dienstleistungen angewiesen. Fazit von Landesbank-Chef Hans Fahning: „Hamburg braucht eine dienstleistungsbewußte Industriepolitik“. Und: Ohne eine verbesserte Bildungspolitik laufe gar nix. Hans Fahning: "Auch Bildungspolitik ist Standortpolitik." Florian Marten
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen