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Die seltsamen Wege des Vertriebenenverbandes

■ BdV politisiert an Polens deutscher Minderheit vorbei EUROFACETTEN

Der BdV verhält sich zur deutschen Minderheit in Polen wie Dr. Jekyll zu Mr. Hyde. Einerseits hilft er großzügig materiell, indem er Bücher, Geld, Kopiermaschinen und Büroausrüstungen liefert, Besuche bei Bonner Behörden organisiert und Treffen mit führenden Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens ermöglicht. Andererseits verursacht er eine Destabilisierung der empfindlichen Beziehungen zwischen den hier lebenden Deutschen und Polen, indem er bei den Deutschen Hoffnungen auf eine Rückkehr ihrer von Deutschland weggenommenen Gebiete weckt. Davon ist offen die Rede auf den Treffen und Veranstaltungen des Bundesverbandes der Vertriebenen, nachzulesen auch in den 'Schlesischen Nachrichten‘. Theoretisch geht das alles in Ordnung, es werden ja nur Thesen unterstützt, die sowieso schon in der deutschen Verfassung stehen, aber die gleichen Worte haben in Deutschland und in Polen eine jeweils ganz andere Bedeutung. Unter den polnischen Deutschen entfalten diese Worte eine ausgesprochen politische Wirkung und bilden für sie einen Wegweiser zum Handeln. Die Polen reagieren allergisch, und darüber kann man sich kaum wundern. Deshalb die häufigen Zusammenstöße zwischen Vertretern des Vertriebenenverbandes und Vertretern der polnischen staatlichen Behörden.

Daraus ergibt sich klar, daß der Verband, wenn er hier in Polen tätig sein will, nicht einfach seine deutsche Politik fortführen kann. Hilfe, natürlich, die wird auch von Polens Behörden gern gesehen. Aber rein politische Aktivitäten müssen davon ausgeschlossen bleiben. Um das zu erreichen, sollte sich der bundesdeutsche Vertriebenenverband wohl auch selbst verändern — von einer konfliktschaffenden, in eine Brücken schlagende Organisation. Etwas anderes wird nicht toleriert werden, was im übrigen auch der Oppelner Wojewode gegenüber Botschafter Knackstädt deutlich gemacht hat. Entweder eine Veränderung der Verbandes oder aber keine Kontakte. Das ist um so wichtiger, als ab 1. Januar 1991 in Strzelce Opolskie ein offizieller Vertreter des BdV amtieren soll. Nebenbei bemerkt: Schon im Interesse des Bundesverbandes sollte es eigentlich sein, daß jene Ansicht korrigiert wird, die in Polen verbreitet ist, daß nämlich die Minderheit an der Leine des BdV geht. Dies schadet nämlich vor allem der Minderheit. Andrzej Kracher

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