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Archiv-Artikel

„Die reinste Terrorshow“

Mathias Bröckers erklärt, warum er den 11. September für eine Inszenierung der US-Regierung hält und was die „9/11-Skeptiker“ wollen

INTERVIEW BERND PICKERT

taz: Mathias Bröckers, fünf Jahre nach dem 11. September 2001: Wer war’s?

Mathias Bröckers: Bisher gibt es leider keine definitive Ermittlung und Aufklärung der Verbrechen, sondern nur Verschwörungstheorien. Theorie 1 ist: Bin Laden und 19 Hijacker haben das alles autonom und ohne weitere Hilfe ausgeführt; und Theorie 2 ist, dass diese komplexen Anschläge aus einer afghanischen Höhle mit 19 Leuten, die kaum des Fliegens mächtig waren, nicht zu organisieren waren und Unterstützung auf amerikanischem Boden gehabt haben müssen. Für beide Verschwörungstheorien gibt es bisher keine harten Beweise.

Bestreiten Sie, dass es Leute gibt, die im Namen von al-Qaida so etwas durchführen wollten?

Unbestritten gibt es einen militanten Dschihad, also fanatische Moslems, die zu so einer Tat fähig wären. Die Frage ist aber, ob das am 11. September 2001 für 19 Leute so möglich war. Die offenen Fragen reichen von der bis heute ungeklärten Identität der Hijacker bis hin zur Luftabwehr: Die Frage, wie vier Flugzeuge über eine Stunde lang völlig unbehelligt operieren können, ist ebenfalls ungeklärt.

Aber vor kurzem sind die Gesprächsprotokolle veröffentlicht worden, aus denen hervorgeht, welche Verwirrung die gleichzeitig stattfindenden Manöver gestiftet haben, bei denen der Umgang mit gekidnappten Maschinen geübt wurde. Das klärt diese Frage doch.

Im Gegenteil. Und: Warum sind diese Manöver erst 2004 an die Öffentlichkeit gelangt? Wenn das am Tag danach bekannt geworden wäre, dann wäre die ganze Geschichte von vornherein viel unglaubwürdiger gewesen – denn woher soll denn Bin Laden gewusst haben, dass ausgerechnet an dem Tag solche Manöver stattfinden und dass deswegen die Luftabwehr und alle Fluglotsen verwirrt sind und die normalen Alarmstandards nicht eingehalten werden?

Die Hijacker müssen das gar nicht gewusst haben. Sie benutzten vier Flugzeuge, in der Hoffnung, dass mindestens eins durchkommt. Und „zur Landung zwingen“ geht bei Selbstmordattentätern nicht.

Aber der Zufall, dass eine Simulation, die lange vorbereitet ist, nun genau an dem Tag von Terroristen genutzt wird, ist doch wirklich ein bisschen sehr weit hergeholt. Das muss eine Inszenierung gewesen sein!

Die 9/11-Skeptiker sind sich einig, dass die offizielle Version falsch sein muss – aber über mehr nicht. Manche sagen, die US-Regierung war es selbst, andere sagen, sie habe es bewusst geschehen lassen; in den USA ist derzeit die These populär, das WTC sei nicht durch die Flugzeuge eingestürzt, sondern durch Bomben im Gebäude und ins Pentagon sei kein Flugzeug geflogen, sondern eine Rakete. Wo ordnen Sie sich da ein?

Ich habe immer den Schwerpunkt auf die grundlegende Frage jeder kriminalistischen Untersuchung gelegt: Wer sind die Täter, wer sind die Hintermänner, wie sind sie organisiert? Die Frage ist unbeantwortet. Die anderen Fragen, etwa die fehlenden Flugzeugtrümmer am Pentagon, halte ich für Ablenkung.

Aber sicher ist doch, dass die Hamburger Zelle um Atta in Afghanistan war und dort ausgebildet wurde.

Mag sein, aber das ist kein Beweis, dass sie in die Flugzeuge gestiegen sind. Die Passagierlisten, die jede Stewardess beim Einchecken hat, wurde bis heute nicht veröffentlicht. Hani Hanjour, der das Pentagon-Flugzeug geflogen haben soll, hatte nicht einmal ein Ticket. Mohammed Atta hat eine Woche vorher noch ein Miles-and-more-Konto eröffnet. Zu Tarnungszwecken? Nein, ich gehe davon aus, dass diese Leute nicht über den wahren Charakter ihrer Mission informiert waren. Sie haben vorher noch ihre Parkscheine bezahlt, ihre Leihwagen ordentlich zurückgegeben – sie haben sich in keiner Weise wie Selbstmordattentäter auf ihrer letzten Mission verhalten.

Das ist einfach zu erklären: Jeder, der illegal in Berlin lebt, wird nie schwarzfahren, weil er Angst hat, wegen eines fehlenden Fahrscheins erwischt und abgeschoben zu werden.

Atta reiste aus Spanien kommend ohne gültiges Visum ein, spricht dann bei der Einreise mit dem Migration Officer, der telefoniert ein bisschen, und schon hat Atta zwei Visa, der gleiche Atta, der bei der Pentagon-Überwachungsaktion „Able Danger“ auf der Terroristenliste steht.

Genau das ist doch der Tenor des offiziellen 9/11-Untersuchungsberichts: Es waren viele Daten und Indizien vorhanden, die aber nirgends zusammengeführt wurden. Für die staatlichen Sicherheitsbehörden ist das peinlich – das erklärt, was Sie Vertuschung nennen.

Wenn man genauer hinguckt, wird klar, dass diese 19 Marionetten waren. Zwei haben in San Diego sogar bei einem FBI-Informanten zur Untermiete gewohnt, der ihnen auch bei der Bürokratie geholfen hat. Und dem wird prompt vom Pentagon keine Aussagegenehmigung für die 9/11-Untersuchungskommission erteilt. Es gibt eine Fülle solcher Geschichten, die nahelegen, dass diese 19 geführt und benutzt wurden. Und trotz alldem gibt es offenbar für Linke und Linksliberale eine psychologische Schranke, zu akzeptieren, was jeder kühle und nüchterne Beobachter erkennen muss: 9/11 ist nicht aufgeklärt.

Aber jeder nüchterne und kühle Beobachter, der sich durch die Hunderte von Websites wühlt, die mittlerweile die 9/11-Skeptiker-Bewegung ausmachen, wird schnell abgeschreckt von dem Konglomerat von Behauptungen, Gerüchten und schlichtem Unsinn, der da zusammengeschrieben wird.

Natürlich lässt sich die Szene leicht diffamieren, wenn man sieht, was für Leute da auch unterwegs sind. Aber jeder sollte versuchen, sich selbst ein Bild zu machen – denn was uns seit fünf Jahren von den Medien über 9/11 erzählt wird, ist ein Märchen. Und die ganze Terrorhysterie, die wir erleben …

Wieso Hysterie? Wir erleben doch realen Terror.

Ich habe hier in den letzten fünf Jahren keinen Terroranschlag erlebt. Es gab zwei Anschläge in London und Madrid, wo rauskam, in Spanien zum Beispiel, dass der Sprengstoff vom Geheimdienst geliefert worden ist. Da bin ich wieder auf der Skeptikerseite und glaube kein Wort, dass das al-Qaida war.

Der spanische Geheimdienst wollte mit den Anschlägen also verhindern, dass der konservative Aznar wiedergewählt wird?

Es kam doch heraus, dass der verwendete Sprengstoff von einem Mittelsmann des Geheimdienstes geliefert worden war.

Das müsste wirklich eine weltweite Verschwörung von Dämlichkeit sein.

Wieso dämlich?

Überall in der arabischen Welt steigt die Sympathie für den islamistischen Kampf gegen den Westen. Warum sollten sich westliche Regierungen gefakter Anschläge bedienen, um die Islamisten stark zu machen?

Nach 1989 ist bekanntlich der Großfeind Sowjetunion weggebrochen, und die Rüstungsindustrie brauchte dringend einen neuen Feind. Von einer Welt, die sich friedlich einigt, haben diese Leute nichts. Jetzt steigen die Militäretats wieder.

Und Djerba, Istanbul?

Ich bin doch nicht so naiv, abzustreiten, dass es bombenwerfende Islamisten gibt. Aber dass solche Großanschläge wie 9/11 von solchen Typen organisiert werden könnten, ist an den Haaren herbeigezogen. Und wenn man sich die angeblich in Großbritannien verhinderten Anschläge auf Flugzeuge anschaut, ist das eine reine Terrorshow. Die Jungs sind seit einem Jahr beobachtet worden, man wusste, was sie vorhaben, man hätte sie verhaften können und aus wär’s gewesen, stattdessen …

Wieso? Man hat sie doch verhaftet und aus war’s.

Aber man hat so getan, als hätten sie nur noch das Streichholz an ihre Bombe legen müssen. Jetzt kommt raus, dass sie noch nicht einmal Flugtickets hatten.

Was nun? Wenn man sie früh verhaftet, erklären Sie das für Show. Wenn man sie erst in die Maschinen steigen lässt, sagen Sie, es müsse Absicht gewesen sein, die Anschläge zuzulassen.

Es ist doch unbestreitbar, dass das inszeniert worden ist. Bush hat Blair gesagt, nimm die Leute hoch.

Da sag ich: Gut so!

Aber da muss man nicht so eine Show veranstalten, als habe man in letzter Minute einen Anschlag verhindert. Und wenn ich Überschriften sehe wie „Europa im Fadenkreuz des Terrors“, dann ist das doch eine alberne Inszenierung. Und unsere klappern mit Propangasflaschen als Terror für Arme noch ein bisschen hinterher, und plötzlich stellt sich einer auch noch freiwillig im Libanon. Schöne Terroristen sind mir das! Das ist doch Lug und Trug! Erinnert euch ans Celler Loch!

Die Skeptiker-Bewegung hat in den USA derzeit leichten Aufschwung. Es gab ein paar Medienauftritte von prominenten Vertretern. Wie geht es weiter?

Wir wollen gemeinsam mit Kollegen in Amerika darauf hinarbeiten, dass eine internationale Untersuchung zustande kommt, so wie es zu Vietnamkriegszeiten das Russell-Tribunal war. Es geht darum, mit unabhängigen und renommierten Leuten im Vorsitz die ganzen offenen Fragen zu klären, denn von der US-Regierung selbst ist das nicht zu erwarten.

Der US-Millionär Jimmy Walter gibt viel Geld dafür aus, kostenlose DVDs in alle Welt zu vertreiben, die die These vertreten, 9/11 sei das Werk der US-Regierung. Warum bezahlt er nicht lieber mal einen Journalisten, damit der in Ägypten oder Saudi-Arabien einen der angeblich noch lebenden Attentäter interviewt? Das wäre doch mal ein Schub für die Bewegung, wenn man einen präsentieren könnte, der bis heute mit seinem Foto auf der Liste der Attentäter auftaucht! Arbeitet man lieber weiter mit Gerüchten und Behauptungen?

Ich selbst fühle mich dazu nicht berufen, auch wenn ich die Idee durchaus richtig fände. Und der US-Journalist Daniel Hopsicker hat die Frau aufgetan, die sechs Wochen mit Mohammed Atta zusammengewohnt hat. Das ist doch nun wirklich eine wichtige Zeugin – sie ist genauso wenig gehört worden wie William Rodriguez, der WTC-Hausmeister, der die merkwürdigen Sprengungsvorgänge festgestellt hat. Wenn es eine funktionierende Justiz in den USA gäbe, könnte mit recht einfachen Mitteln einiges aufgeklärt werden. Der beste Hinweis darauf, dass die offizielle Version nicht wahr sein kann, ist im Übrigen der Umgang mit Chalid Scheich Mohammed und Ramsi Binalshib, die irgendwo in US-Gewahrsam sitzen sollen und deren angebliche Aussagen von der CIA verschickt werden. Wenn die offizielle Version wahr wäre, gäbe es doch kein Problem damit, die beiden als Kronzeugen vor Gericht zu vernehmen.