: „Die palliative Wende“
Von der Kunst der Anpassung an die Schwäche und der Wertschätzung verbleibender Spielräume
Wenn Rückbau und Schadensbegrenzung zu den praktischen Künsten der Zukunft werden: Was passiert dann mit der Kunst der großen Utopien und Avantgarden? Wird sie zu einer behutsamen Begleiterin des Verschwindens? Gestaltet sie die Krise und macht sie erträglich? Hilft sie uns, sich mit der Stagnation als neuem Wunschbild zu befreunden, während wir lernen, dass es nicht mehr höher, schneller, wertvoller und teurer geht? Der Brandenburgische Kunstverein Potsdam zeigt Künstler:innen, die eine „palliative Wende“ proklamieren. Sie lehnen sich an jene medizinische Fachrichtung an, die das Sterben begleitet und nicht länger auf die Wiederherstellung des körperlichen Zustandes vor der Erkrankung zielt, sondern den angemessenen Umgang mit dem Unvermeidlichen sucht. Da, wo der Mensch nicht heilbar ist, will die palliative Medizin ihm seine Würde bewahren. Sie ist die Kunst der Anpassung an die Schwäche und der Wertschätzung verbleibender Spielräume. (lk)
„Die Palliative Wende – wie würden Sie gern Abschied nehmen?“ (bis 17. 10.)
bkv-potsdam.de
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