: Die literarische Woche
Heute: Da sage noch einer, das hanseatische Literaturleben sei nicht kosmopolitisch. In den vergangenen Wochen bestritten es im wesentlichen ungarischen Autoren, jetzt kommen Schriftsteller aus dem untergegangenen Jugoslawien. Vielmehr: Zunächst kommen Schriftstellerinnen, und zwar Rada Ivekovic, Biljana Jovanivic, Marusa Krese, Rahmila Lazic und Duska Persec-Osti. Die fünf Frauen schrieben sich aus den Städten, in die es sie verschlagen hat – Zagreb, Ljublaja, Belgrad, Berlin und Paris –, Briefe, die gesammelt bei Suhrkamp erschienen. Ihre Hamburger Lesung unter dem Titel „Allen Blockaden zum Trotz“ wurde organisiert in Zusammenarbeit mir der Hammoniale, dem Festival der Frauen. 20 Literaturhaus
Mittwoch: Als Material für seine im Reclam-Verlag Leipzig erschienene „Dokumentar-Erzählung“ Dzieci Syjonu/Kinder Zions hat der polnisch-amerikanische Schriftsteller Henryk Grynberg Berichte von polnischen Jugendlichen verwendet, die während des Zweiten Weltkriegs nach Palästina flüchten konnten. Das Ergebnis gilt als geglückter, wenngleich bestimmt nicht eingängig zu lesender Versuch, den alltäglichen Terror während der Besetzung Polens durch Deutsche – Vertreibung, Vernichtung, Erniedrigung, Folterung – bis in Kleinigkeiten hinein zu verfolgen. Interessant ist die Haltung des Autors seinem Thema gegenüber: „Ich bin dagegen, aus dem Holocaust Literaur zu machen“, sagte Grynberg in einem Interview. Die Veranstaltung findet zweisprachig auf polnisch und in deutsch statt. 19.30 Uhr, Zentralbibliothek, Große Bleichen
Mittwoch: Über Virginia Woolf und Vita Sacksille-West hat Susanne Amrain ein Buch geschrieben. Aus dem wird sie lesen und zugleich von ihren Forschungsarbeiten dafür berichten. 20 Uhr, Frauenbuchladen & Café, Bismarckstr. 98
Donnerstag:Dubravka Ugrisic setzt die Reihe der Schriftstellerinnen aus Exjugoslawien fort. Aus Kroatien mußte sie in die USA flüchten – und hat gleich das Buch My American Fictionary geschrieben. Die Zeit bescheinigte dem im vergangenen Herbst auf deutsch erschienenen Band „Leichtigkeit“ und „spritzige Ironie“ und schrieb weiter: „Sie verschont weder die amerikanische Oberflächlichkeit noch ihr ,süßes, kleines, in einen Schulchor verwandeltes Kroatien' und auch nicht die aggressive serbische Politik. Und doch geißelt sie nicht mit gnadenlosen Peitschenhieben, sondern mit Witz, in den sich neben Bitterkeit auch die persönliche Betroffenheit und künstlerische Lässigkeit mischen“. 20 Uhr, Literaturhaus drk
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