: Die hohe Kunst des Jazztrios
■ Im KITO: Wolfgang Muthspiel/ Marc Johnson/ Paul Motian
Im Jazz hat das Trio etwa die gleiche Stellung wie das Streichquartett in der Klassik: Es ist die ideale Form für eine intime, raffinierte und eher introvertierte Musik, bei der Zusammenspiel und solistische Virtuosität in einer feinen Balance gehalten werden. Der Pianist Bill Evans war einer der großen Meister dieses intensiven, kammermusikalischen Jazz und seine Trios gehören zu den einflußreichsten und gerühmtesten Formationen der Jazzgeschichte.
Paul Motian war bis 1964 der Drummer im ersten, legendären Bill Evans Trio, Marc Johnson spielte in den späten 70er Jahren in dessen letztem Trio den Baß, und beide haben seitdem auch mit eigenen Bands Erfolge gefeiert. Motians Trio mit Bill Frisell und Joe Lovano gastierte vor einigen Jahren in Bremen, und auch Marc Johnsons Trio Right Brain Patrol spielte auf dem Konzertboden des Packhaustheaters.
Der junge österreichische Gitarrist und Komponist Wolfgang Muthspiel hat offensichtlich eine gehörige Portion Selbstbewußtsein, denn mit diesem Meister des musikalischen Trialogs in seiner Formation setzt er selber die Latte sehr hoch an.
Muthspiel, der (wie auch Evans) eine klassische Ausbildung an seinem Instrument genoß, und so die Gitarre nicht nur mit dem Plektrum, sondern auch in der Fingerpickingtechnik spielt, wurde international bekannt, als er Pat Metheny im Quintett von Gary Burton ablöste. Seit seiner ersten eigenen Plattenproduktion 1989 wird er als eine der wenigen jungen Hoffnungen des Jazz gefeiert, für die Faz ist er einer „der wichtigsten Nachwuchsmusiker der zeitgenössischen, improvisierten Musik“. In Muthspiels Bands spielten hochkarätige Jazzer wie Bob Berg, Peter Erskine, Richie Beitach oder John Patitucci, aber dieses Trio ist sicher Muthspiels bisher ambitioniertestes und gewagtestes Projekt. Man darf gespannt sein auf ein Konzert, das vielleicht sogar die hochgesetzten Erwartungen erfüllt.
Willy Taub
KITO, 20 Uhr
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