Die erste Gemeinschaftsschule in NRW startet : Gute Schule für alle
Die CDU-regierten Gemeinden Horstmar und Schöppingen haben einstimmig beschlossen, gemeinsam eine Gemeinschaftsschule zu betreiben. Vor Ort stehen alle dahinter. Welch bildungspolitische Meisterleistung! Auslöser für diese Idee mag anfänglich der Leidensdruck der demografischen Entwicklung gewesen sein. Das jetzt vorgelegte pädagogische Konzept stellt jedoch so viel mehr dar als nur die Suche nach einem planerischen Ausweg aus der örtlichen Schulentwicklungskrise.
GASTKOMMENTAR VON BRIGITTE SCHUMANN
Es ist eine pädagogische Antwort auf Defizite, die die PISA-Studie öffentlich gemacht hat. Das längere gemeinsame Lernen ist zum erklärten Leitziel des Konzeptes geworden. Die unsinnige frühe Aufteilung der Grundschüler nach Klasse 4 wird sogar über Klasse 6 hinaus auf das Ende von Klasse 7 verlagert.
Auch nach der Aufteilung auf die Zweige des Gymnasiums, der Realschule und der Hauptschule ist dafür gesorgt, dass die Schüler nicht bloß unter dem Dach eines gemeinsamen Gebäudes zusammenkommen. Der schulformbezogene Unterricht wird ergänzt durch den gemeinsamen Unterricht aller Schüler in bestimmten Fächern. Schulformübergreifende Jahrgangsteams sorgen dafür, dass bei Leistungseinbrüchen optimale individuelle Lösungen gefunden werden, um möglichst alle Abschlüsse für diese Schüler offen zu halten. Das beschämende Abschieben auf eine andere Schulform an einem anderen Ort gibt es nicht mehr. Umgekehrt werden Kinder, die sich spät entwickeln, es hier leichter haben, in einen anspruchsvolleren Bildungsgang zu wechseln.
Dieses Modell hat das Potenzial, sich zu einer guten Schule für alle zu entwickeln. Der Landesregierung ist dringend zu raten, sich diesem Zukunftsmodell nicht aus ideologischen Gründen in den Weg zu stellen.
Brigitte Schumann war bis 2000 bildungspolitische Sprecherin der grünen Landtagsfraktion. Sie ist freie Journalistin.