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Die anderen

Der britische „Independent on Sunday“ schreibt zu den Auswirkungen der Zugkatastrophe von Paddington: Das britische Bahnsystem war schon vor dem Unglück vom vergangenen Dienstag ein Scherbenhaufen. Züge, die schmutzig, unpünktlich und überbelegt sind, waren nur Symbol der schlampigen Kultur, die sich seit der Privatisierung ausgebreitet hat. Es war vielleicht unvermeidbar, dass die Sicherheitskultur genauso schlampig war. Profit und Sicherheit sind nicht vereinbar. Wir brauchen Intelligenz, Vision und ein Umdenken darüber, wie Privatunternehmen so umstrukturiert werden können, dass sie Vertrauen einflößen.

Der „Guardian“ aus London plädiert für eine Überprüfung der Privatisierung der Bahn: Nach der schrecklichen Tragödie des Zugunglücks von Paddington nun die Erkenntnis, dass dieser ganze Albtraum hätte vermieden werden können. Viele Menschen im Land wollen wissen, ob die Privatisierung der Bahn zu diesem Unglück beigetragen hat. In der Theorie gibt es keinen Grund dafür, warum das so sein sollte. Private Fluglinien haben gute Sicherheitsstatistiken. Aber die Erfahrung mit der britischen Bahn nach der Privatisierung hat einen bitteren Geschmack hinterlassen. Immer wieder tauchen Berichte auf, dass bei Wartung und Ausbildung gespart wurde, um Gewinne zu machen. Drastische Reformen des zerstückelten Bahnsystems sind notwendig.

Die israelische Zeitung „Ma'ariv“ befasst sich mit der Kritik von Außenminister David Levy an Österreich und den Reaktionen: Levys Aufruf hat in Österreich viel Verärgerung verursacht, und man gewinnt den Eindruck, dass er auch einigen jüdischen Führern in Österreich unangenehm war. Levy hat scheinbar die Regel verletzt, sich nicht in die internen Angelegenheiten eines fremden Staates einzumischen. Haider selbst hat dafür gesorgt, sich am Wochenende im israelischen TV zu äußern. Seine Antwort war erzürnt, aber berechnend, und allein sein Auftritt zeigt, dass ihn die israelische Reaktion beunruhigt. Bei der Kritik an Levy ist viel Scheinheiligkeit im Spiel. An seiner Erklärung ist nichts auszusetzen. Im Gegenteil, sie präsentiert die Haltung Israels „offen auf dem Tisch“. Wenn die Österreicher eine Drohung darin sehen, dass Israel seine Beziehungen mit Österreich „neu bewerten“ wird, ist das ein Ehrenbeweis für die israelische Außenpolitik. Haider wird noch viel schwitzen und viele seiner Positionen aufgeben müssen, bevor er „rehabilitiert“ wird. Und es ist nicht abzusehen, dass er dies tun und gleichzeitig als politischer Führer überleben kann.

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