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■ Die aktuelle WiederholungDauernd Schule

Im Fernsehen wimmelt es von Wiederholungen: Ein guter Anlaß für ein kritisches oder sentimentales Wiedersehen.

Heute: „Unser Lehrer Doktor Specht“, 17.50 Uhr, ZDF

Stellen wir uns mal janz dumm: Was is 'ne Paukerfilm? Der Paukerfilm übersetzt die pubertären Ängste in ein rebellisches Schema. In den dummen Scherzen von Hansi Kraus in „Hurrah, die Schule brennt“ wird die Furcht verarbeitet, irgendwann einmal erwachsen werden zu müssen. Um das Leben nach der Pubertät geht es auch in den „Schulmädchen-Reports“. Das Unbehagen erzeugt Seriencharakter. Der genrebildende Paukerfilm „Die Feuerzangenbowle“ (1944) behauptet das unhintergehbare Recht auf eine Zeit der Infantilität: Schriftsteller Pfeiffer, der von einem Hauslehrer unterrichtet wurde, läßt sich in ein Gymnasium einschleusen, um die ihm vorenthaltene Jugendzeit nachzuholen.

In „Unser Lehrer Doktor Specht“ wird das Recht auf Regression gewissermaßen vom Lehrer beansprucht. Robert Atzorn ist ein guterhaltener Attraktivätsbolzen. Wie Schüler Pfeiffer wohnt er noch immer möbliert, und die Vermieterin managt seine Liebesangelegenheiten. Wenn Schülerinnen sich in ihn verlieben wollen, winkt er sichtlich geschmeichelt, aber sexualpolitisch korrekt ab, läuft aber ansonsten über vor Verständnis für die Drogen- und Liebesprobleme der Jugend. Specht ist einer von den für uns Nach- 68er-Schülergenerationen eher unangenehmen Typen, die dauernd an unserer Aufmüpfigkeit teilhaben wollten. Feuerzangenbowle auf demokratisch.

Das ließ sich in der ersten Staffel noch ganz vergnüglich an. Das Gymnasium im niedersächsischen Celle war gewissermaßen der prototypische Ort der bundesrepublikanischen Schulzeit. Specht war der Lehrer der alten Bundesrepublik. Dann kam die Wende, und Specht mußte nach Potsdam. Die Republik mußte erwachsen werden. Schule kam da nur noch am Rande vor, zum Beispiel, wenn die Kader Rechtsradikaler eben auch aus Spechts Klasse rekrutiert werden sollten. Aids und Stasi, alles drin. Aber das ist gar nicht die Aufgabe des Paukerfilms. Sein Thema ist ja gerade die Abwesenheit oder die Negation der Erwachsenenwelt. Harry Nutt

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